Diamant - Andreas Brandhorst (Das Kantaki-Universum)

Im Alter von 141 Jahren steht Rungard Avar Valdorian am Ende eines langen, arbeitsreichen Lebens. Als Primus des Konsortiums, einer der zwei großen Handelskonsortien, die den von den Menschen besiedelten Raum dominieren, musste er schon oft harte Entscheidungen treffen, hat dabei aber nie Schwäche gezeigt, sondern ist seinen Weg an die Spitze kompromisslos gegangen. Wenn es sein musste, auch über Leichen. Alles was ihm jetzt noch vor den sicheren Tod bewahren könnte, ist eine Frau namens Diamant.
120 Jahre ist es jetzt her, dass Valdorian an einem Scheideweg stand. Damals, als Sohn des einflussreichen und mächtigen Hovan Aldritt Valdorian, schien sein Lebensweg zuerst schon vorgezeichnet. Er sollte in die Fußstapfen seines Vaters treten, und Valdorian hatte selbst hatte nie daran gezweifelt, dass er dies auch tun würde. Doch dann begegnete er der schönen Livia DiKastro. Augenblicklich fasziniert von der unkonventionellen Livia stellte Valdorian alles in Frage. Sollte er den vorgezeichneten Weg gehen, sich für die Karriere entscheiden, oder Livia folgen, die davon träumte, Pilotin eines Kantaki Schiffes zu werden ?
Die Kantaki sind eine der wenigen außerirdischen Spezies, die über einen überlichtschnellen Sternenantrieb verfügen. Sie führen ein Monopol über den Transport von Menschen im von Menschen besiedelten Teil der Galaxie. Viele Geheimnisse umgeben die fremdartigen Aliens, die sich ethisch auf ihren “Sakralen Kodex” berufen, und so vieles rechtfertigen, was ihnen Menschen wie Valdorian vorwerfen. Mit diesem Kodex wollen sie die Galaxis unter anderem vor den “Temporalen” bewahren, die vor tausenden von Jahren in den “Zeitkriegen” gegen sie gekämpft haben…..

Kein besonders viel versprechendes Buchcover lacht den Leser an, wenn er diesen Roman in Händen hält: wie ein aufgeblasenes Geodreieck aus dem Schulunterricht, mit einigen Pseudo-Antennen bestückt, fliegt ein schlichtes graues Raumschiff einem schicksalhaften Sonnenuntergang entgegen, im Hintergrund ein fremder Mond mit dem Charme eines übergekochten Schokoladenpuddings.
Dazu eine klischeehafter Klappentext und nichts sagendes Lob eines bekannten Bestsellerautors…
Na, das kann ja heiter werden.

Diamant ist eine reinrassige Space Opera, die in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählt. Das ist ungewöhnlich, aber auch sehr interessant zu lesen. In zwei Handlungssträngen wird der Lebensweg der Hauptfiguren Valdorian und Lidia erzählt. Während die Suche Valdorians nach Diamant von reichlich Action geprägt ist, sorgt Lidias Geschichte, die größtenteils in der Vergangenheit spielt, für den ausgleichende metaphysische Ebene, und eine Geschichte voller Emotionen.
Die Balance zwischen Action, fantasiereichen Kulissen und einer Geschichte mit weiteren interessanten Facetten, gelingt Brandhorst ausgesprochen gut. Seine Sprache wird einem erstklassigen Science-Fiction Roman stets gerecht, ist flüssig zu lesen und äußerst unterhaltsam. Das “Kantaki Universum” hat eine interessante Backstory und genügend Potential um den Leser auch für weitere Bände bei der Stange zu halten.

Außerirdische, die ein Monopol auf den interstellaren Transport besitzen gab es auch schon in Marion Zimmer Bradleys “Die Farben des Alls”. Eine Besonderheit dieses Romans ist der Umgang mit der Zeit. In vielen Science-Fiction wird die Tatsache, das auch Zeit relativ vergeht eher ignoriert, kompliziert diese Tatsache doch die Dramatik einer Erzählung. Andere Autoren stricken aus Zeitparadoxien interessante Romane. Andreas Brandhorst geht einen anderen Weg und erzählt von Zonen der “linearen” und “nichtlinearen” Zeit und verwendet diese Spielereien geschickt für seine Geschichte.

Lediglich das Ende des Buches lässt den Leser etwas unbefriedigt zurück. Dafür, dass die gesamte Handlung eigentlich auf das finale Zusammentreffen von Diamant und Valdorian ausgerichtet ist, bleibt dieses doch etwas zu unspektakulär, bzw. für die weiteren Romane der Trilogie offen. Einer der wenigen Kritikpunkte einer sehr gelungenen Space-Opera.
Auf diese Genre scheinen ansonsten nur amerikanische und britische Autoren ein Monopol zu besitzen, mit Brandhorsts “Kantaki-Universum” kann auch endlich good old germany nachziehen - und das mit einem richtig guten Buch !

Meine Wertung 88 von 100 Punkten

Heyne Verlag
Taschenbuch, ca 589 Seiten, Preis € 8,95
ISBN 3-453-87901-5

Vakuum Diagramme - Stephen Baxer (Xeelee-Zyklus)

Die Geschichte beginnt, als die Menschheit endlich die ersten Schritte auf ferne Planeten des eigenen Sonnensystem schafft. Überall, selbst in den unwirtlichsten Umgebungen findet sich Leben, dessen Erscheinungsformen die Grenzen des Vorstellbaren überschreiten. Doch lange kann sich die Menschheit ihrer Freiheit nicht erfreuen, denn auch viele andere intelligente Spezies leben in den Weiten des Raums, denen die technisch unterlegenen Menschen gerade recht kommen.
So muss die Menschheit über viele Jahrhunderte als Sklaven für diese übermächtigen Aliens arbeiten, wird dabei unterdrückt und an der kurzen Leine gehalten. Letztlich können sich die Menschen aber befreien, um sich einem neuen titanischen Gegner zu stellen.
Seit Jahrmillion leben die Xeelee in unserem Universum. Keine andere Spezies konnte es bisher mit ihr aufnehmen. Die Xeelee selbst ignorieren andere Lebensformen meist, solange sie nicht zu aufdringlich werden, arbeiten sie doch an einem umfassenden Plan, um aus dem uns bekannten, letztlich dem Tod geweihten, Universum zu entkommen……


Vakuum Diagramme ist eine Art abschließender Roman, Baxters so genanten Xeelee Zykluses. In etlichen Kurzgeschichten werden die restlichen Romane aus diesem Zyklus, durch eine eher fragmentarischen Rahmenhandlung mit einander verknüpft.
Bei den Kurzgeschichten handelt es sich dabei meist um Stories, die der Autor für verschiedene Fanzines etc. verfasst hat, der Roman kann also auch als eine Art Resteverwertung angesehen werden. Besonders interessant sind die Stores “Blinder Passagier” und “Lieserl” die Entwürfe zweier Romane Baxters sind.

Die große Stärke von Stephen Baxter sind die metaphysischen Beschreibungen komplizierter physik-kalischer Phänomene. Hier stößt ein Leser, der kein Naturwissenschaftler ist schnell an die Grenzen des Verständlichen. Trotzdem sind gerade diese Passagen in seinen Romanen sprachlich beeindruckend., schließlich kann man ja auch die vielschichtige Musik Bachs ohne musiktheoretische Kenntnisse genießen. Hier ist eindeutig ein Meister seines Fachs am Werk, der mit den Gesetzen der Physik gedanklich so virtuos zu spielen versteht, wie ein begnadeter Musiker mit seinem Instru-ment.
Eine Schwäche des Autors sind die manchmal lieblosen Aufzählungen von schlichten Handlungen; Lieserl stand auf. Sie ging zum Fenster. Sie sah nach draußen. ..
Ein echter Baxter handelt natürlich auch von vielen uns sehr fremd erscheinenden Lebensformen, und wenn es nur in die Steinzeit zurückgefallene Menschen sind, deren Wesenart den Hauch des Fremden versprüht, was sicher als eine weitere Stärke des Autors zu verbuchen ist.

Es gibt einige interessante und spannende Stories in diesem Band, einem Großteil mangelt es an Überraschungen oder einem guten Plot. Viele der Geschichten enden eher offen, ohne mit einem überraschenden Schluss aufzutrumpfen. Zu vorhersehbar kommt oft das Ende. Auch zum Nachdenken regen die wenigsten Geschichten an, obwohl auch psychologisch interessante Charaktere geboten werden.

Leider kein überragendes Buch von Stephen Baxter. In “Evolution” gelingt ihm die Verbindung einzelner Episoden zu einer Jahrmillionen umfassenden epochalen Geschichte viel besser.

Meine Wertung: 75 von 100 Punkten

Heyne Verlag
Taschenbuch, ca. 656 Seiten, Preis € 12,95
ISBN 3-453-17983-8

Weltengänger - Sergej Lukianenko

Als der junge Moskauer Kirill eines Tages nach Hause kommt, traut er seinen Augen nicht; eine fremde Frau ist in seine Wohnung eingedrungen und behauptet beharrlich, sie wohne hier schon lange. Zu Anfang unterstützen Kirill noch seine Nachbarn dabei das Missverständnis vor der Miliz klar zu stellen, doch dies erweist sich komplizierter, als man meinen könnte. Mit akribischer Sorgfalt sind alle Hinweise dass Kirill der rechtmäßige Besitzer der Wohnung ist beseitigt worden.
Dann beginnen auch noch die Nachbarn Kirill zu vergessen und sind plötzlich davon überzeugt die Fremde wohne schon drei Jahre in dieser Wohnung. Immer mehr Bekannte und Freunde scheinen Kirill zu vergessen und letztlich weiß der junge Mann nur noch einen Freund, an den er sich wenden könnte; mit seinem Freund Kotja begibt Kirill sich auf die atemberaubende Suche nach der Wahrheit und tritt in eine fantasiereiche multidimensionale Welt ein, in der ausgesuchte Menschen alle einer besonderen Tätigkeit nachgehen. In ihrem Fach besitzen alle diese “Funktionale” übermenschliche Kräfte, doch gegen Manipulation sind auch sie nicht geschützt.

Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich aufs Gradewohl eine Seite des Buches aufschlug und den Anfang eines Kapitels kurz überflog. Sofort hatte mich Lukanienkos Stil in seinen Bann geschlagen und ließ mich - was beim Lesen relativ selten geschieht- mit seinem zynischen Witz sogar laut auflachen.
So wird “Weltengänger” auch gerade durch den Humor des Autors zu einem tollen Leseerlebnis. Gerade am Anfang beginnt man schon unwillkürlich zu Schmunzeln, wenn man durch einen witzig-philosophischen Einstieg in ein neues Kapitel startet. Lukianenko schöpft hier aus einem reichen Repertoire skurriler Alltagsphilosophie, macht sich über so einige menschliche Gewohnheiten lustig und entlockt einem diese sympathische “ja stimmt, genauso ist es !” Begeisterung, wenn er wieder einmal bei Alltagsklischees den Nagel auf den Kopf trifft. Leider wird auch dieser -zugegebener Massen ungewöhnliche- Kapiteleinstieg mit der Zeit vorhersehbar, etwas Abwechselung wäre hier von Nöten gewesen !

Nachdem ein Bekannter Kotjas, ein berühmter Science Fiction Autor, Kirills Situation auf nüchterne Art analysiert und alle genretypischen Erklärungen für die merkwürdigen Geschehnisse somit schon abgehakt hat, entwickelt sich der Roman zu einer wunderbaren Weltenschöpfung, die seines gleichen sucht ! Kein Wunder also, dass dieses Buch noch einen Nachfolger bekommen hat, denn Lukianenkos Welt hat noch Potential für so einige interessante Geschichten. Dabei liest sich das Buch durchweg sehr flüssig (die Heyne-Paperback Ausgaben haben auch eine augenfreundliche große , und auch vom ästhetischen Gesichtspunkt betrachtet, schöne Schrift). Im Handumdrehen hat man atemlos Kirills Erlebnisse auf beinahe sechshundert Seiten miterlebt und freut sich danach schon auf den zweiten Teil.

Trotzdem fehlt dem Roman ab der Mitte ein wenig die Richtung. So nett sich alles auch lesen lässt, weiß man doch nicht, wo genau der Autor mit einem hin will. Das an sich ist noch nicht so tragisch , aber leider kommt es noch schlimmer; selten habe ich bei einem ansonsten so tollen Roman einen dermaßen uninspirierten, klischeehaften, ja peinlichen, Schluss erlebt. Alles Potential des Buches wird in den Wind geschrieben, dafür gibt es noch ein bisschen Verschwörung, Action und an Marvel-Comics erinnernden Superheldenflair. Der Schluss erinnert mich an die übelsten Machwerke von Wolfgang Hohlbein und hätte nicht sein müssen !

Fazit: Ein richtig schönes Buch voller toller Ideen, in einem sympathischen Stil gehalten und mit viel neuem Stoff , das ich dem Fantasy-Genre zuordnen würde und das ich trotz des Endes bestimmt nicht bereue gelesen zu haben.

Meine Wertung 88 von 100 Punkten.

Heyne Verlag
Paperback Ausgabe, ca. 590 Seiten, Preis € 15.-
ISBN 978-3-453-52349-4

Titan - Eine neue Ära- M.M. Martin/A. Mangels

Gerade erst hat Will Riker sein erstes eigenes Kommando als Captain auf einem Föderationschiff, der USS Titan, angetreten, da soll er auch schon eine wichtige und brenzlige Mission hinter feindlichen Linien übernehmen:
Durch den verräterischen Prätor Shizon und die Ereignisse um seine Machtübernahme liegt das Romulanische Imperium in Trümmern. Neben vielen Splittergruppen, die um die Macht kämpfen, bedeuten besonders die von den Romulanern schon so lange unterdrückten Remaner eine gefährliche Fraktion.
Mit der Titan begibt Riker sich also auf eine diplomatische Mission nach Romulus und muss mit so einigen altbekannten romulanischen Politikern verhandeln. Dabei hätte alles ganz anders laufen sollen, denn nach langen Kämpfen gegen die vielfältigen Feinde der Föderation, hatte Riker sich auf eine reine Forschungsmission mit der Titan gefreut. Nebenbei gibt es so allerhand Probleme mit der zu 85 % aus Außerirdischen bestehenden Crew des neuen Schiffes und der “prikären” Beziehung des Captians zu seinem diplomatischen Offizier.

Mit an Board der Titan sind viele bekannte Gesichter aus TNG, DS9 und der Voyager: Riker, Troi, Melora, Tuvok und einige mehr.

Für die neue Romanreihe haben sich die Autoren viel vorgenommen. Etwas Neues soll es sein - wiedermal. Zu den Wurzeln einer friedlichen Forschungsmission will man-wiedermal- zurückkehren. Auch die Crew soll eine völlig neue Zusammenstellung sein und viele neue interpersonelle Diskrepanzen bieten. Tatsächlich wird der Leser aber schon auf den ersten fünfzig Seiten des Romans mit Dingen konfrontiert, die ihren Ursprung in mehreren TNG und Deep Space Nine Folgen haben. Dazu basieren die Ereignisse im Romulanischen Imperium vor allem auf der Handlung des letzten Star Trek Kinofilms. Dazu kommen auch noch etliche Querverweise auf einige Trek-Buchserien. Alles in allem also eine Menge Altlasten, unter denen der Roman meiner Meinung nach zu leiden hat.
Eigentlich geschieht sehr wenig. Langatmig lebt die Crew sich auf dem neuen Schiff ein und beginnt einander kennen zu lernen. Mit dem dinosaurierartigen Dr. Ree wird zumindest mit aller Not ein Star-Trek-Tabu gebrochen, nämlich dass keine Außerirdischen mit nichthumanen Körperformen dauerhaft vorkommen sollen. Denn schließlich waren aufwendig animierte Figuren in Serien immer ein Budgetproblem. Zumindest mit “Special-(Brain)-Effects" muss ein Buch auch ja nicht geizen…

Die Titan Serie ist schon länger im amerikanischen Original erhältlich. Das kürzlich auf deutsch erschienene Vanguard ist jünger. Vielleicht liegt darin schon die Erklärung, warum Titan noch an vielen Star Trek Standards festhält, während Vanguard ein frischer neuer Blick auf das große Rerpertoire und Potential, das Star Trek immer noch hat, gelingt.

Für Fans ist dieser Roman ein durchaus unterhaltsames Wiedersehen mit alten Bekannten und eine interessante Fortführung der großen Star-Trek Geschichte. Allen nicht Trekkies und Science Fiction Fans wird dieser Roman insgesamt vielleicht zu wenig Substanz haben.

Meine Wertung 79 (für Fans) von 100 Punkten

Cross-Cult Verlag
Taschenbuch ca. Seiten, Preis € 12,80
ISBN 978-3-941248-01-4

Letzte Königreich, das - Bernard Cornwell

Schon lange hat England unter den immer wiederkehrenden Raubzügen der Wikinger zu leiden. Auch Uhtred der Herr der Grenzfestung Bebbanburg erinnert sich noch lebhaft an die Überfälle der barbarischen Nordmänner. Mit allen Mitteln versucht Uhtred seine Söhne darauf vorzubereiten, die Herrschaft über die als uneinnehmbar geltende Festung auszuüben, doch da erscheinen wieder einmal die Masten der Wikingerschiffe am Horizont.
Uhtreds gleichnamiger Sohn ist Held des Romans und erzählt aus der Ich-Perspektive, von seinen Erlebnissen während des großen Krieges der Engländer gegen die Wikinger im neunten Jahrhundert. Als sein unnahbarer, harter Vater während der Kämpfe stirbt, wird der Zehnjährige von einem Wikingerfürsten aufgenommen und wächst unter den Dänen fortan beinahe wie ein Gleichgestellter auf. Doch seine Loyalität gilt nur dem freundlichen Ragnar, der ihn wie einen Sohn aufzieht und als die Kämpfe auch für die Wikinger Niederlagen einbringen, steht Uhtred vor der Entscheidung, wem er weiter folgen soll. Dabei ist es sein einziger Traum die Festung seines Vaters zurückzuerobern, die mittlerweile einer seiner Onkel unrechtmäßig an sich gerissen hat.

Dieses mal belassen es die Dänen nicht bei ihren sonstigen kurzen Raubzügen, sie wollen die Insel erobern und sich dort ansiedeln. Zuerst stellt sich ihnen kein ernst zu nehmender Gegner in dem in viele verschiedene kleine Königreiche aufgeteilten England entgegen, doch dann als sie das letzte der Königreiche erobern wollen, bekommen sie es mit dem listenreichen christlichen König Alfred zu tun……

Das Buch wird als historischer Abenteuerroman beschrieben, dabei sind die Erlebnisse Uhtreds nicht unbedingt abenteuerlicher, als die anderer Figuren in historischen Romanen, vielmehr handelt dieser Roman zum größten Teil vom Krieg. Andere Aspekte des damaligen Lebens, bleiben meist außen vor und auch sonstige Bedürfnisse, Liebschaften der Romanfiguren werden eher am Rande abgehandelt. Krieg, Kämpfe und Schlachtentaktik stehen im Vordergrund.
Hierfür kann sich vielleicht nicht jeder Leser erwärmen, letztlich bleibt dieser Schwerpunkt aufgrund der damaligen Zeit und der kriegerischen Wikinger nachvollziehbar. Auch macht es den Roman, der ja eine fiktive Erzählung eines gealterten Uhtreds, eines stolzen Kriegers des neunten Jahrhunderts darstellt, glaubwürdig.

Die anfängliche Distanziertheit, mit der der Ich- Erzähler von seinen traumatisierenden Erlebnissen seiner Kindheit berichtet verwirrt zu erst. Die Hauptfigur des Romans fühlt sich immer wieder zwischen der Loyalität zu seinen leiblichen Verwandten, seiner Heimat, und der Sympathie, die ein wilder Herawachsender für die ungestümen Wikinger empfindet hin und hergezogen- in interessanter Aspekt des Buches ! Es wird von Menschen und keinen übermächtigen Helden erzählt, wie es z,B, in den Büchern von Rebecca Gable oder Charlotte Thomas oft geschieht.

Der Autor versteht es durch die actionreiche Handlung selbst und durch die Schilderung der Lebensart der Wikinger im Gegensatz zur christlichen Lebensweise der Einheimischen gut, ein interessantes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Bei den Wikinger muss ein Mann sich Respekt, Anerkennung verdienen, während die Christen an die Vorbestimmung durch Gott glauben und Kleriker schon allein aus ihrer Position heraus achten. Der Leser fühlt sich in eine archaischere Zeit zurückversetzt, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Als flüssig erzählter Roman, der durchaus Lust auf mehr macht, auch wenn sich manch einer von einem historischen Roman mehr verspricht, ist “das letzte Königreich” dank intensiver Recherche vor allem ein gut erzähltes Stück (englischer) Geschichte.

Meine Wertung: 85 von 100 Punkten

Club Taschenbuch
Ca. 475 Seiten, Preis € 9,45
94174 0

Gefallene Sonnen - Kevin J. Anderson (Die Saga der sieben Sonnen 4)

Überall in der Galaxie tobt Krieg. Es kämpfen Ilidraner gegen Ildiraner, Fearos gegen Hydroger, Ildiraner gegen Hydroger, Roamer gegen die Hanse….
Auch die geheimnisvollen Klikiss Roboter arbeiten weiter an ihrer, von langer Hand geplanten, Zerstörung der Menschheit. Und ihre Vorbereitungen stehen kurz vor dem Abschluss….
An der Spitze der terranischen Hanse lenkt ihr Vorsitzender Basil Wenzeslas die Geschicke der Menschheit. Der von ihm eingesetzte König Peter ist nur eine Gallionsfigur, die aber zunehmend aufmüpfiger wird. Leider erweist sich der als Ersatz für den König gedachte Prinz Daniel jedoch als unfähig und da die Hanse sich in einen Konfklikt mit den abtrünnigen Roamern verstrickt hat, wird die Luft für den Vorsitzenden immer dünner. Und dann kommt auch noch heraus, dass die Königin unerwartet schwanger geworden ist….
Auch die Ildiraner haben es mit einer Rebellion zu tun. Ein falscher “weiser Imperator” spinnt sein eigenes Thism Netz, den telepathischen Kontakt, der alle Ildiraner vereint. Hoffnung im Kampf gegen den alten Feind, die Hydroger, die im Krieg mit allen Zivilisationen der Galaxis liegen, versprechen sich die Ildiraner von der jungen Osira. Sie ist die Tochter des weisen Imperators mit der schönen Priesterin Nira…..

Im hier vorliegenden vierten Band der “Saga der sieben Sonnen” nehmen die offenen Handlungsstränge langsam aber unaufhaltsam Überhand. Der Autor tanzt eindeutig auf zu vielen Hochzeiten und setzt dem Leser in diesem, 650 Seiten Roman, gleich 136 Kapitel vor. Die Anzahl der Handlungsstränge und Kapitel macht klar, dass in den einzelnen Szenen nicht viel Zeit für eine detaillierte Beschreibung für Situationen und Charaktere bleibt.
Anderson zappt mit spielkonsolen-trainiertem Daumen so schnell durch die Kanäle seines fiktiven Dramas, dass der Leser kaum mit kommt. Dabei verblüfft die ausufernde, auf eine haarsträubende Handlung konzentrierte Fantasie des Autors einen durchaus und spätestens, wenn die Hydroger ab der Mitte des Buches wieder zuschlagen kommt auch wieder Spannung auf, doch letztlich gibt es bis dorthin zu viele Längen, zu viele überflüssige Szenenwechsel, zuwenig wirkliche Entwicklung und Fortschritt in der Geschichte.

Einzig der sich abzeichnende Konflikt zwischen uralten elementaren Spezies (Feuer, Wasserwesen usw.) stellt einen rudimentären roten Faden dar, der die verschiedenartigen Erzählungen etwas zusammenhält. Ansonsten verzettelt sich Anderson in diesem Buch wieder einmal in zuviel Handlung und bietet einen viel zu unlogisch unstrukturierten Aufbau, dem man nur schwer folgen kann.

Böse ausgedrückt, könnte den Stil Andersons vielleicht als “Mainstream Science-Fiction für Leser mit Konzentrationsdefiziten” bezeichnen. Die Masse an guten Ideen und Ansätzen rettet das Buch jedoch vor einem vollkommen Untergang.

Meine Wertung: 70 von 100 Punkten

Verlag. Heyne
Taschenbuch, ca. 671 Seiten, Preis €9,95
ISBN 978-3-453-52368-5