Diamant - Andreas Brandhorst (Das Kantaki-Universum)

Im Alter von 141 Jahren steht Rungard Avar Valdorian am Ende eines langen, arbeitsreichen Lebens. Als Primus des Konsortiums, einer der zwei großen Handelskonsortien, die den von den Menschen besiedelten Raum dominieren, musste er schon oft harte Entscheidungen treffen, hat dabei aber nie Schwäche gezeigt, sondern ist seinen Weg an die Spitze kompromisslos gegangen. Wenn es sein musste, auch über Leichen. Alles was ihm jetzt noch vor den sicheren Tod bewahren könnte, ist eine Frau namens Diamant.
120 Jahre ist es jetzt her, dass Valdorian an einem Scheideweg stand. Damals, als Sohn des einflussreichen und mächtigen Hovan Aldritt Valdorian, schien sein Lebensweg zuerst schon vorgezeichnet. Er sollte in die Fußstapfen seines Vaters treten, und Valdorian hatte selbst hatte nie daran gezweifelt, dass er dies auch tun würde. Doch dann begegnete er der schönen Livia DiKastro. Augenblicklich fasziniert von der unkonventionellen Livia stellte Valdorian alles in Frage. Sollte er den vorgezeichneten Weg gehen, sich für die Karriere entscheiden, oder Livia folgen, die davon träumte, Pilotin eines Kantaki Schiffes zu werden ?
Die Kantaki sind eine der wenigen außerirdischen Spezies, die über einen überlichtschnellen Sternenantrieb verfügen. Sie führen ein Monopol über den Transport von Menschen im von Menschen besiedelten Teil der Galaxie. Viele Geheimnisse umgeben die fremdartigen Aliens, die sich ethisch auf ihren “Sakralen Kodex” berufen, und so vieles rechtfertigen, was ihnen Menschen wie Valdorian vorwerfen. Mit diesem Kodex wollen sie die Galaxis unter anderem vor den “Temporalen” bewahren, die vor tausenden von Jahren in den “Zeitkriegen” gegen sie gekämpft haben…..

Kein besonders viel versprechendes Buchcover lacht den Leser an, wenn er diesen Roman in Händen hält: wie ein aufgeblasenes Geodreieck aus dem Schulunterricht, mit einigen Pseudo-Antennen bestückt, fliegt ein schlichtes graues Raumschiff einem schicksalhaften Sonnenuntergang entgegen, im Hintergrund ein fremder Mond mit dem Charme eines übergekochten Schokoladenpuddings.
Dazu eine klischeehafter Klappentext und nichts sagendes Lob eines bekannten Bestsellerautors…
Na, das kann ja heiter werden.

Diamant ist eine reinrassige Space Opera, die in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählt. Das ist ungewöhnlich, aber auch sehr interessant zu lesen. In zwei Handlungssträngen wird der Lebensweg der Hauptfiguren Valdorian und Lidia erzählt. Während die Suche Valdorians nach Diamant von reichlich Action geprägt ist, sorgt Lidias Geschichte, die größtenteils in der Vergangenheit spielt, für den ausgleichende metaphysische Ebene, und eine Geschichte voller Emotionen.
Die Balance zwischen Action, fantasiereichen Kulissen und einer Geschichte mit weiteren interessanten Facetten, gelingt Brandhorst ausgesprochen gut. Seine Sprache wird einem erstklassigen Science-Fiction Roman stets gerecht, ist flüssig zu lesen und äußerst unterhaltsam. Das “Kantaki Universum” hat eine interessante Backstory und genügend Potential um den Leser auch für weitere Bände bei der Stange zu halten.

Außerirdische, die ein Monopol auf den interstellaren Transport besitzen gab es auch schon in Marion Zimmer Bradleys “Die Farben des Alls”. Eine Besonderheit dieses Romans ist der Umgang mit der Zeit. In vielen Science-Fiction wird die Tatsache, das auch Zeit relativ vergeht eher ignoriert, kompliziert diese Tatsache doch die Dramatik einer Erzählung. Andere Autoren stricken aus Zeitparadoxien interessante Romane. Andreas Brandhorst geht einen anderen Weg und erzählt von Zonen der “linearen” und “nichtlinearen” Zeit und verwendet diese Spielereien geschickt für seine Geschichte.

Lediglich das Ende des Buches lässt den Leser etwas unbefriedigt zurück. Dafür, dass die gesamte Handlung eigentlich auf das finale Zusammentreffen von Diamant und Valdorian ausgerichtet ist, bleibt dieses doch etwas zu unspektakulär, bzw. für die weiteren Romane der Trilogie offen. Einer der wenigen Kritikpunkte einer sehr gelungenen Space-Opera.
Auf diese Genre scheinen ansonsten nur amerikanische und britische Autoren ein Monopol zu besitzen, mit Brandhorsts “Kantaki-Universum” kann auch endlich good old germany nachziehen - und das mit einem richtig guten Buch !

Meine Wertung 88 von 100 Punkten

Heyne Verlag
Taschenbuch, ca 589 Seiten, Preis € 8,95
ISBN 3-453-87901-5

Vakuum Diagramme - Stephen Baxer (Xeelee-Zyklus)

Die Geschichte beginnt, als die Menschheit endlich die ersten Schritte auf ferne Planeten des eigenen Sonnensystem schafft. Überall, selbst in den unwirtlichsten Umgebungen findet sich Leben, dessen Erscheinungsformen die Grenzen des Vorstellbaren überschreiten. Doch lange kann sich die Menschheit ihrer Freiheit nicht erfreuen, denn auch viele andere intelligente Spezies leben in den Weiten des Raums, denen die technisch unterlegenen Menschen gerade recht kommen.
So muss die Menschheit über viele Jahrhunderte als Sklaven für diese übermächtigen Aliens arbeiten, wird dabei unterdrückt und an der kurzen Leine gehalten. Letztlich können sich die Menschen aber befreien, um sich einem neuen titanischen Gegner zu stellen.
Seit Jahrmillion leben die Xeelee in unserem Universum. Keine andere Spezies konnte es bisher mit ihr aufnehmen. Die Xeelee selbst ignorieren andere Lebensformen meist, solange sie nicht zu aufdringlich werden, arbeiten sie doch an einem umfassenden Plan, um aus dem uns bekannten, letztlich dem Tod geweihten, Universum zu entkommen……


Vakuum Diagramme ist eine Art abschließender Roman, Baxters so genanten Xeelee Zykluses. In etlichen Kurzgeschichten werden die restlichen Romane aus diesem Zyklus, durch eine eher fragmentarischen Rahmenhandlung mit einander verknüpft.
Bei den Kurzgeschichten handelt es sich dabei meist um Stories, die der Autor für verschiedene Fanzines etc. verfasst hat, der Roman kann also auch als eine Art Resteverwertung angesehen werden. Besonders interessant sind die Stores “Blinder Passagier” und “Lieserl” die Entwürfe zweier Romane Baxters sind.

Die große Stärke von Stephen Baxter sind die metaphysischen Beschreibungen komplizierter physik-kalischer Phänomene. Hier stößt ein Leser, der kein Naturwissenschaftler ist schnell an die Grenzen des Verständlichen. Trotzdem sind gerade diese Passagen in seinen Romanen sprachlich beeindruckend., schließlich kann man ja auch die vielschichtige Musik Bachs ohne musiktheoretische Kenntnisse genießen. Hier ist eindeutig ein Meister seines Fachs am Werk, der mit den Gesetzen der Physik gedanklich so virtuos zu spielen versteht, wie ein begnadeter Musiker mit seinem Instru-ment.
Eine Schwäche des Autors sind die manchmal lieblosen Aufzählungen von schlichten Handlungen; Lieserl stand auf. Sie ging zum Fenster. Sie sah nach draußen. ..
Ein echter Baxter handelt natürlich auch von vielen uns sehr fremd erscheinenden Lebensformen, und wenn es nur in die Steinzeit zurückgefallene Menschen sind, deren Wesenart den Hauch des Fremden versprüht, was sicher als eine weitere Stärke des Autors zu verbuchen ist.

Es gibt einige interessante und spannende Stories in diesem Band, einem Großteil mangelt es an Überraschungen oder einem guten Plot. Viele der Geschichten enden eher offen, ohne mit einem überraschenden Schluss aufzutrumpfen. Zu vorhersehbar kommt oft das Ende. Auch zum Nachdenken regen die wenigsten Geschichten an, obwohl auch psychologisch interessante Charaktere geboten werden.

Leider kein überragendes Buch von Stephen Baxter. In “Evolution” gelingt ihm die Verbindung einzelner Episoden zu einer Jahrmillionen umfassenden epochalen Geschichte viel besser.

Meine Wertung: 75 von 100 Punkten

Heyne Verlag
Taschenbuch, ca. 656 Seiten, Preis € 12,95
ISBN 3-453-17983-8

Weltengänger - Sergej Lukianenko

Als der junge Moskauer Kirill eines Tages nach Hause kommt, traut er seinen Augen nicht; eine fremde Frau ist in seine Wohnung eingedrungen und behauptet beharrlich, sie wohne hier schon lange. Zu Anfang unterstützen Kirill noch seine Nachbarn dabei das Missverständnis vor der Miliz klar zu stellen, doch dies erweist sich komplizierter, als man meinen könnte. Mit akribischer Sorgfalt sind alle Hinweise dass Kirill der rechtmäßige Besitzer der Wohnung ist beseitigt worden.
Dann beginnen auch noch die Nachbarn Kirill zu vergessen und sind plötzlich davon überzeugt die Fremde wohne schon drei Jahre in dieser Wohnung. Immer mehr Bekannte und Freunde scheinen Kirill zu vergessen und letztlich weiß der junge Mann nur noch einen Freund, an den er sich wenden könnte; mit seinem Freund Kotja begibt Kirill sich auf die atemberaubende Suche nach der Wahrheit und tritt in eine fantasiereiche multidimensionale Welt ein, in der ausgesuchte Menschen alle einer besonderen Tätigkeit nachgehen. In ihrem Fach besitzen alle diese “Funktionale” übermenschliche Kräfte, doch gegen Manipulation sind auch sie nicht geschützt.

Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich aufs Gradewohl eine Seite des Buches aufschlug und den Anfang eines Kapitels kurz überflog. Sofort hatte mich Lukanienkos Stil in seinen Bann geschlagen und ließ mich - was beim Lesen relativ selten geschieht- mit seinem zynischen Witz sogar laut auflachen.
So wird “Weltengänger” auch gerade durch den Humor des Autors zu einem tollen Leseerlebnis. Gerade am Anfang beginnt man schon unwillkürlich zu Schmunzeln, wenn man durch einen witzig-philosophischen Einstieg in ein neues Kapitel startet. Lukianenko schöpft hier aus einem reichen Repertoire skurriler Alltagsphilosophie, macht sich über so einige menschliche Gewohnheiten lustig und entlockt einem diese sympathische “ja stimmt, genauso ist es !” Begeisterung, wenn er wieder einmal bei Alltagsklischees den Nagel auf den Kopf trifft. Leider wird auch dieser -zugegebener Massen ungewöhnliche- Kapiteleinstieg mit der Zeit vorhersehbar, etwas Abwechselung wäre hier von Nöten gewesen !

Nachdem ein Bekannter Kotjas, ein berühmter Science Fiction Autor, Kirills Situation auf nüchterne Art analysiert und alle genretypischen Erklärungen für die merkwürdigen Geschehnisse somit schon abgehakt hat, entwickelt sich der Roman zu einer wunderbaren Weltenschöpfung, die seines gleichen sucht ! Kein Wunder also, dass dieses Buch noch einen Nachfolger bekommen hat, denn Lukianenkos Welt hat noch Potential für so einige interessante Geschichten. Dabei liest sich das Buch durchweg sehr flüssig (die Heyne-Paperback Ausgaben haben auch eine augenfreundliche große , und auch vom ästhetischen Gesichtspunkt betrachtet, schöne Schrift). Im Handumdrehen hat man atemlos Kirills Erlebnisse auf beinahe sechshundert Seiten miterlebt und freut sich danach schon auf den zweiten Teil.

Trotzdem fehlt dem Roman ab der Mitte ein wenig die Richtung. So nett sich alles auch lesen lässt, weiß man doch nicht, wo genau der Autor mit einem hin will. Das an sich ist noch nicht so tragisch , aber leider kommt es noch schlimmer; selten habe ich bei einem ansonsten so tollen Roman einen dermaßen uninspirierten, klischeehaften, ja peinlichen, Schluss erlebt. Alles Potential des Buches wird in den Wind geschrieben, dafür gibt es noch ein bisschen Verschwörung, Action und an Marvel-Comics erinnernden Superheldenflair. Der Schluss erinnert mich an die übelsten Machwerke von Wolfgang Hohlbein und hätte nicht sein müssen !

Fazit: Ein richtig schönes Buch voller toller Ideen, in einem sympathischen Stil gehalten und mit viel neuem Stoff , das ich dem Fantasy-Genre zuordnen würde und das ich trotz des Endes bestimmt nicht bereue gelesen zu haben.

Meine Wertung 88 von 100 Punkten.

Heyne Verlag
Paperback Ausgabe, ca. 590 Seiten, Preis € 15.-
ISBN 978-3-453-52349-4

Titan - Eine neue Ära- M.M. Martin/A. Mangels

Gerade erst hat Will Riker sein erstes eigenes Kommando als Captain auf einem Föderationschiff, der USS Titan, angetreten, da soll er auch schon eine wichtige und brenzlige Mission hinter feindlichen Linien übernehmen:
Durch den verräterischen Prätor Shizon und die Ereignisse um seine Machtübernahme liegt das Romulanische Imperium in Trümmern. Neben vielen Splittergruppen, die um die Macht kämpfen, bedeuten besonders die von den Romulanern schon so lange unterdrückten Remaner eine gefährliche Fraktion.
Mit der Titan begibt Riker sich also auf eine diplomatische Mission nach Romulus und muss mit so einigen altbekannten romulanischen Politikern verhandeln. Dabei hätte alles ganz anders laufen sollen, denn nach langen Kämpfen gegen die vielfältigen Feinde der Föderation, hatte Riker sich auf eine reine Forschungsmission mit der Titan gefreut. Nebenbei gibt es so allerhand Probleme mit der zu 85 % aus Außerirdischen bestehenden Crew des neuen Schiffes und der “prikären” Beziehung des Captians zu seinem diplomatischen Offizier.

Mit an Board der Titan sind viele bekannte Gesichter aus TNG, DS9 und der Voyager: Riker, Troi, Melora, Tuvok und einige mehr.

Für die neue Romanreihe haben sich die Autoren viel vorgenommen. Etwas Neues soll es sein - wiedermal. Zu den Wurzeln einer friedlichen Forschungsmission will man-wiedermal- zurückkehren. Auch die Crew soll eine völlig neue Zusammenstellung sein und viele neue interpersonelle Diskrepanzen bieten. Tatsächlich wird der Leser aber schon auf den ersten fünfzig Seiten des Romans mit Dingen konfrontiert, die ihren Ursprung in mehreren TNG und Deep Space Nine Folgen haben. Dazu basieren die Ereignisse im Romulanischen Imperium vor allem auf der Handlung des letzten Star Trek Kinofilms. Dazu kommen auch noch etliche Querverweise auf einige Trek-Buchserien. Alles in allem also eine Menge Altlasten, unter denen der Roman meiner Meinung nach zu leiden hat.
Eigentlich geschieht sehr wenig. Langatmig lebt die Crew sich auf dem neuen Schiff ein und beginnt einander kennen zu lernen. Mit dem dinosaurierartigen Dr. Ree wird zumindest mit aller Not ein Star-Trek-Tabu gebrochen, nämlich dass keine Außerirdischen mit nichthumanen Körperformen dauerhaft vorkommen sollen. Denn schließlich waren aufwendig animierte Figuren in Serien immer ein Budgetproblem. Zumindest mit “Special-(Brain)-Effects" muss ein Buch auch ja nicht geizen…

Die Titan Serie ist schon länger im amerikanischen Original erhältlich. Das kürzlich auf deutsch erschienene Vanguard ist jünger. Vielleicht liegt darin schon die Erklärung, warum Titan noch an vielen Star Trek Standards festhält, während Vanguard ein frischer neuer Blick auf das große Rerpertoire und Potential, das Star Trek immer noch hat, gelingt.

Für Fans ist dieser Roman ein durchaus unterhaltsames Wiedersehen mit alten Bekannten und eine interessante Fortführung der großen Star-Trek Geschichte. Allen nicht Trekkies und Science Fiction Fans wird dieser Roman insgesamt vielleicht zu wenig Substanz haben.

Meine Wertung 79 (für Fans) von 100 Punkten

Cross-Cult Verlag
Taschenbuch ca. Seiten, Preis € 12,80
ISBN 978-3-941248-01-4

Letzte Königreich, das - Bernard Cornwell

Schon lange hat England unter den immer wiederkehrenden Raubzügen der Wikinger zu leiden. Auch Uhtred der Herr der Grenzfestung Bebbanburg erinnert sich noch lebhaft an die Überfälle der barbarischen Nordmänner. Mit allen Mitteln versucht Uhtred seine Söhne darauf vorzubereiten, die Herrschaft über die als uneinnehmbar geltende Festung auszuüben, doch da erscheinen wieder einmal die Masten der Wikingerschiffe am Horizont.
Uhtreds gleichnamiger Sohn ist Held des Romans und erzählt aus der Ich-Perspektive, von seinen Erlebnissen während des großen Krieges der Engländer gegen die Wikinger im neunten Jahrhundert. Als sein unnahbarer, harter Vater während der Kämpfe stirbt, wird der Zehnjährige von einem Wikingerfürsten aufgenommen und wächst unter den Dänen fortan beinahe wie ein Gleichgestellter auf. Doch seine Loyalität gilt nur dem freundlichen Ragnar, der ihn wie einen Sohn aufzieht und als die Kämpfe auch für die Wikinger Niederlagen einbringen, steht Uhtred vor der Entscheidung, wem er weiter folgen soll. Dabei ist es sein einziger Traum die Festung seines Vaters zurückzuerobern, die mittlerweile einer seiner Onkel unrechtmäßig an sich gerissen hat.

Dieses mal belassen es die Dänen nicht bei ihren sonstigen kurzen Raubzügen, sie wollen die Insel erobern und sich dort ansiedeln. Zuerst stellt sich ihnen kein ernst zu nehmender Gegner in dem in viele verschiedene kleine Königreiche aufgeteilten England entgegen, doch dann als sie das letzte der Königreiche erobern wollen, bekommen sie es mit dem listenreichen christlichen König Alfred zu tun……

Das Buch wird als historischer Abenteuerroman beschrieben, dabei sind die Erlebnisse Uhtreds nicht unbedingt abenteuerlicher, als die anderer Figuren in historischen Romanen, vielmehr handelt dieser Roman zum größten Teil vom Krieg. Andere Aspekte des damaligen Lebens, bleiben meist außen vor und auch sonstige Bedürfnisse, Liebschaften der Romanfiguren werden eher am Rande abgehandelt. Krieg, Kämpfe und Schlachtentaktik stehen im Vordergrund.
Hierfür kann sich vielleicht nicht jeder Leser erwärmen, letztlich bleibt dieser Schwerpunkt aufgrund der damaligen Zeit und der kriegerischen Wikinger nachvollziehbar. Auch macht es den Roman, der ja eine fiktive Erzählung eines gealterten Uhtreds, eines stolzen Kriegers des neunten Jahrhunderts darstellt, glaubwürdig.

Die anfängliche Distanziertheit, mit der der Ich- Erzähler von seinen traumatisierenden Erlebnissen seiner Kindheit berichtet verwirrt zu erst. Die Hauptfigur des Romans fühlt sich immer wieder zwischen der Loyalität zu seinen leiblichen Verwandten, seiner Heimat, und der Sympathie, die ein wilder Herawachsender für die ungestümen Wikinger empfindet hin und hergezogen- in interessanter Aspekt des Buches ! Es wird von Menschen und keinen übermächtigen Helden erzählt, wie es z,B, in den Büchern von Rebecca Gable oder Charlotte Thomas oft geschieht.

Der Autor versteht es durch die actionreiche Handlung selbst und durch die Schilderung der Lebensart der Wikinger im Gegensatz zur christlichen Lebensweise der Einheimischen gut, ein interessantes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Bei den Wikinger muss ein Mann sich Respekt, Anerkennung verdienen, während die Christen an die Vorbestimmung durch Gott glauben und Kleriker schon allein aus ihrer Position heraus achten. Der Leser fühlt sich in eine archaischere Zeit zurückversetzt, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Als flüssig erzählter Roman, der durchaus Lust auf mehr macht, auch wenn sich manch einer von einem historischen Roman mehr verspricht, ist “das letzte Königreich” dank intensiver Recherche vor allem ein gut erzähltes Stück (englischer) Geschichte.

Meine Wertung: 85 von 100 Punkten

Club Taschenbuch
Ca. 475 Seiten, Preis € 9,45
94174 0

Gefallene Sonnen - Kevin J. Anderson (Die Saga der sieben Sonnen 4)

Überall in der Galaxie tobt Krieg. Es kämpfen Ilidraner gegen Ildiraner, Fearos gegen Hydroger, Ildiraner gegen Hydroger, Roamer gegen die Hanse….
Auch die geheimnisvollen Klikiss Roboter arbeiten weiter an ihrer, von langer Hand geplanten, Zerstörung der Menschheit. Und ihre Vorbereitungen stehen kurz vor dem Abschluss….
An der Spitze der terranischen Hanse lenkt ihr Vorsitzender Basil Wenzeslas die Geschicke der Menschheit. Der von ihm eingesetzte König Peter ist nur eine Gallionsfigur, die aber zunehmend aufmüpfiger wird. Leider erweist sich der als Ersatz für den König gedachte Prinz Daniel jedoch als unfähig und da die Hanse sich in einen Konfklikt mit den abtrünnigen Roamern verstrickt hat, wird die Luft für den Vorsitzenden immer dünner. Und dann kommt auch noch heraus, dass die Königin unerwartet schwanger geworden ist….
Auch die Ildiraner haben es mit einer Rebellion zu tun. Ein falscher “weiser Imperator” spinnt sein eigenes Thism Netz, den telepathischen Kontakt, der alle Ildiraner vereint. Hoffnung im Kampf gegen den alten Feind, die Hydroger, die im Krieg mit allen Zivilisationen der Galaxis liegen, versprechen sich die Ildiraner von der jungen Osira. Sie ist die Tochter des weisen Imperators mit der schönen Priesterin Nira…..

Im hier vorliegenden vierten Band der “Saga der sieben Sonnen” nehmen die offenen Handlungsstränge langsam aber unaufhaltsam Überhand. Der Autor tanzt eindeutig auf zu vielen Hochzeiten und setzt dem Leser in diesem, 650 Seiten Roman, gleich 136 Kapitel vor. Die Anzahl der Handlungsstränge und Kapitel macht klar, dass in den einzelnen Szenen nicht viel Zeit für eine detaillierte Beschreibung für Situationen und Charaktere bleibt.
Anderson zappt mit spielkonsolen-trainiertem Daumen so schnell durch die Kanäle seines fiktiven Dramas, dass der Leser kaum mit kommt. Dabei verblüfft die ausufernde, auf eine haarsträubende Handlung konzentrierte Fantasie des Autors einen durchaus und spätestens, wenn die Hydroger ab der Mitte des Buches wieder zuschlagen kommt auch wieder Spannung auf, doch letztlich gibt es bis dorthin zu viele Längen, zu viele überflüssige Szenenwechsel, zuwenig wirkliche Entwicklung und Fortschritt in der Geschichte.

Einzig der sich abzeichnende Konflikt zwischen uralten elementaren Spezies (Feuer, Wasserwesen usw.) stellt einen rudimentären roten Faden dar, der die verschiedenartigen Erzählungen etwas zusammenhält. Ansonsten verzettelt sich Anderson in diesem Buch wieder einmal in zuviel Handlung und bietet einen viel zu unlogisch unstrukturierten Aufbau, dem man nur schwer folgen kann.

Böse ausgedrückt, könnte den Stil Andersons vielleicht als “Mainstream Science-Fiction für Leser mit Konzentrationsdefiziten” bezeichnen. Die Masse an guten Ideen und Ansätzen rettet das Buch jedoch vor einem vollkommen Untergang.

Meine Wertung: 70 von 100 Punkten

Verlag. Heyne
Taschenbuch, ca. 671 Seiten, Preis €9,95
ISBN 978-3-453-52368-5

Kriegsklingen - Joe Abercrombie (First Law 1)

Nachdem der Barbarenkrieger Logan von seiner Bande getrennt wurde, ist er vollkommen auf sich alleingestellt und muss sich gegen gnadenlose Feinde in einer lebensfeindlichen, harten Umgebung behaupten. Dabei hat er sich in den Nordlanden nicht viele Freunde gemacht, wird er doch dort “der blutige Neuner” genannt, weil er vor langer Zeit in einem Kampf einen Finger verlor. Erst als er sich dem Magiernovizen Quai und seinem geheimnisvollen Meister anschließt, findet Logan wieder einen Sinn in seinem lange Zeit nur von Kampf geprägten Leben.
Der junge Offizier Jezal möchte sich bei einem Fechtwettbewerb bewähren, um seiner Karriere im Militär einen weiteren Schub zu verpassen. Eine eher unwillkommene Ablenkung ist dabei die hinreißende Schwester eines seiner Kameraden….
Inquisitor Glotka, ein Kriegsveteran, der zum Krüppel wurde, bekommt einen neuen Auftrag. Er ahnt jedoch nicht, dass er damit nur zum Spielball viel mächtigerer Hintermänner wird…..

Frech und witzig kommt der Debutroman von Joe Abercrombie daher. Nachdem über dem ersten Kapitel unverschämter Weise “Ende” als Überschrift prangt, wird der Leser sofort in eine actionreiche Handlung hineingerissen. Ohne großes Aufwärmen startet man atemlos in einen achthundert-Seiten-Schmöker.

Gerade die sarkastisch-ironische Sichtweise der Hauptfiguren macht diesen Roman ungewöhnlich, den im Bereich High- und Helden-Fantasy ist man eher eine pompöse Sprache gewohnt und kennt den, hier verwendeten Sprachstil, eher aus zeitgenössischen Romanen. Diesem Buch steht der unkonventionelle Stil doch sehr gut. Dabei hat man als Leser eher eine düstere Animationsfilm-Kulisse, anstatt realer Personen, vor Augen, was vielleicht auch darauf hindeuten könnte, dass die Charaktere irgendwie nicht vollkommen real wirken. Folgt man den Szenen durch den Roman stellt sich schon ab und zu die Frage, ob die Charaktere nicht auch ein andere Leben haben - unterm Strich wirken sie dich etwas eindimensional und folgen beinahe zu brav der Romanhandlung, ohne größere eigene Initiative zu zeigen, obwohl einem die Personen des Romans durchaus ans Herz wachsen, gerade weil sie keine 08/15, edelmütigen Helden sind, sondern sich selbst und ihre Umwelt sehr kritisch beäugen.

Der abrupte Einstieg kann leider auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Roman über weite Strecken an Substanz fehlt. Die Story ist lange Zeit einfach zu dünn. Erst ca. ab Seite 600 wird es etwas spannender und zielgerichtet, davor plätscherte die Handlung eher vor sich hin. Hier fehlt eindeutig ein roter Faden, ein Ziel, zu dem die Handlung hinführt. Man merkt dem Roman zu deutlich an, dass er nur der erste Teil einer auf drei Bände angelegten Reihe ist.

Fazit: die “Kriegsklingen” hätten noch etwas mehr Schliff vertragen können um richtig zu beißen. Im momentanen Zustand kann man sie eher dazu benutzen, sich sein Frühstücksbrot zu schmieren. Aber vielleicht wird die Handlung in der Fortsetzung “Feuerklingen” heißer !?
Lediglich die witzige Sprache hebt den Roman aus der Masse heraus und bewegt mich zu einem positiveren Urteil.

Meine Wertung: 80 von 100 Punkten

Verlag: Heyne
Taschenbuch, ca 796 Seiten, Preis 15.- €
ISBN 978-3-453-53251-9

König von Luxor, der - Philipp Vandenberg

Das viktorianische England Ende des 19. Jahrhunderts: der junge Howard wächst als Waise in einer Privatschule auf. Er ist ein Eigenbrötler, der aber aufgrund seiner Neugier und seines Wissensdurstes immer wieder auffällt. Besonders einer jungen Lehrerin, die gerade erst an Howards Schule versetzt wurde. Es kommt zu einer unkonventionellen Romanze zwischen den beiden, die - natürlich- nicht gut ausgehen kann. Bei einem Stelldichein machen die beiden in einem geheimen Raum eine fantastische Endeckung.
In Lord Canarvon findet der Teenager Howard einen Förderer, der sich viel von den Talenten des jungen verspricht. Der Lord plant Ausgrabungen im fernen Ägypten und da kommt ihm der aufmerksame Howard gerade richtig… So kommt es, dass Howard Carter das heimatliche England verlässt und nach Ägypten reist um dort als Archäologe zu arbeiten.
Für viele Jahre soll er seine Heimat, und seine größte Liebe, nicht wieder sehen und erst als gefeierter Held nach einer sensationellen Entdeckung zurückkehren…..

Phlipp Vandenberg stellt Howard Carter als einen großen Romantiker dar, der jahrzehntelang unerschöpflich einer Vision folgt, und auch der Roman als ganzes stellt die Beziehungen Carters zu drei Frauen, denen er in seinem Leben begegnet, in den Vordergund. Auf die sehr romantische Handlung muss man sich als Leser einlassen. Dabei lässt dieses Buch aber nichts, was man von einem guten historischen Roman verspricht vermissen; eine lebensumspannende Handlung, liebenswerte Charaktere und ein historisch interessantes Thema.
Lediglich die heldenhafte Darstellung von Howard Carter wirkt hier und dort etwas überzeichnet, z.B. als der junge Howard ein Fluggerät bastelt und damit Flugversuche startet. Von Anfang an ist der Hauptcharakter des Buches ein Multitalent - hier hätte man sich etwas mehr Ecken und Kanten gewünscht.

Eine der Stärken des Autors sind auch die mysthischen Elemente, die Vandenbergs Romanen etwas geheimnisvolles geben. Mit einer kompetenten Recherche und historischem Hintergrund gleich der Autor das ganze wieder aus, denn Vandenberg hat ja auch einige Sachbücher über die Antike und das alte Ägypten geschrieben.

Dieses Buch ist für mich einer der interessantesten historischen Romane, die ich gelesen habe. Die Geschichte ist von Anfang an spannend und hat nur im Mittelteil einige Durchhänger. Eine spannende Liebesgeschichte und ein liebenswerter Held vor dem Hintergrund einer der größten Entdeckungen der Archäologie !

Meine Wertung 92 von 100 Punkten

Verlag: Bastei Lübbe
Taschenbuch, 672 Seiten, Preis: 9,90 €
ISBN 3-404-14956-4

Schatten von La Rochelle, die - Tanja Kinkel

Anfang des 17. Jahrhunderts toben in Europa die Glaubenskriege. Im deutschen Kaiserreich ist durch den Prager Fenstersturz der dreißigjährige Krieg entbrannt und verwüstet das Land wie kein anderer Krieg vorher. Schweden streckt seine Fühler nach deutschen Territorien aus, die Niederlande führen einen Freiheitskampf gegen Spanien, das auch Frankreich feindlich gegenübersteht…..
Eine relative Stabilität hat nur Frankreich, an dessen Spitze zwar König Louis steht, doch im Hintergrund zieht der machgierige Kardinal Richelieu die Fäden und verwirklicht in Frankreich auf rücksichtslose Weise seine Vision eines modernen Staates.
Im Jahre 1640 hat der in die Jahre gekommene Kardinal sein Lebenswerk beinahe vollendet: Frankreich ist ein weitestgehend gefestigter Staat, eine in voller Blüte stehende Großmacht in Europa. Doch der Kardinal hat sich aufgrund seiner rücksichtslosen Vorgehensweise viele Feinde gemacht. Gerade die französischen Evangelischen, die Hugenotten, hassen den Kardinal, der vor Jahren eine ihrer freien Städte, La Rochelle, bis zur vollständigen Unterwerfung belagert hat. Viele Unschuldige fanden damals den Tod. Die Opfer dieser Tragödie wollen nur eines Rache, denn die Schatten von La Rochelle verdüstern ihre Herzen…..

Wir haben es hier jedoch mit keinem weitschweifigen historischen Roman zu tun, das Buch handelt vielmehr von einer Verschwörung gegen Kardinal Richelieu und den Schicksalen der darin verwickelten Personen. Die Handlung umfasst dabei nur wenige Monate. In einigen Rückblenden erzählt Tanja Kinkel vom Werdegang der wichtigsten Figuren des Romans und schildert ihre Schicksale eingängig und, gerade im Fall der Belagerung von La Rochelle, äußerst eindrucksvoll. Ihre Sprache ist dabei eher einfach, die Dialoge stechen aber besonders hervor.
Die Gespräche über das Theater und klassische Tragödien sind kein Zufall. Wie in der klassischen Tragödie hat Tanja Kinkel die Schicksale der Hauptpersonen (Der Kardinal, seine Nichte, ein Attentäter, der König….) kunstvoll und dramatisch miteinander verknüpft, sodass erst am Ende des Romans alle verworrenen Beziehungen entknüpft werden. Gerade das Finale ist beeindruckend und hält einige Überraschungen bereit.
Die Autorin erzählt dabei von historisch sehr interessanten Ereignissen, die erst eingebettet in die damalige politische Lage, ihre volle Bedeutung entfalten. Auf den Spuren von Alexandre Dumas und den drei Musketieren wandelt Tanja Kinkel jedoch nicht. Dies ist ein völlig eigenständiger, glaubwürdig recherchierter Roman.
Die Charaktere stehen eindeutig im Vordergrund und sind allesamt -psychologisch- interessant und glaubwürdig, bis liebenswert. Das Buch liest sich sehr flüssig und weiss bis zur letzten Seite zu überzeugen. Was will man mehr ??

Meine Wertung: 84 von 100 Punkten

Verlag:Goldmann
Taschenbuch ca 412 Seiten, Preis 9.-€
ISBN 3-442-44084-X

Haarteppichknüpfer, die - Andreas Eschbach

Die Haarteppichknüpfer eines weit entfernten Planeten sind sich einer Sache sicher, ihre Teppiche, die sie in ihrem Leben aus dem Haar ihrer Frauen und Töchter geknüpft haben, werden eines Tages die Hallen des gottgleichen Imperators zieren. Die filigranen Muster aus Millionen feinster Haare werden mit ihren einzigartigen Mustern neben den Erzeugnissen andere Welten in den Räumen ihres Herrscher hängen, dem sie für immer ihre Treue geschworen haben.
Jeder Haarteppichknüfer kann in seinem Leben nur einen einzigen Teppich fertig stellen. In einer Art Generationenvertrag vererbt der Vater so seinem Sohn das Geld, das er für seinen Haarteppich bekommen hat und finanziert ihm damit das Leben.
Doch dann machen Gerüchte die Runde, der Imperator wäre abgesetzt worden, ja sogar, man habe den als unsterblich geltenden Herrscher getötet……

In etlichen Episoden erzählt Andreas Eschbach vom Universum der Haarteppichknüpfer, das der Leser so Stück für Stück kennen lernt und löst am Schluss auch das Geheimnis der Haarteppiche. Dabei fühlt der Leser sich wie eine unbemerkte Spinne an der Wand und folgt als unbeteiligter Beobachter gebannt jedem neuen Kapitel, die alle von jeweils anderen Personen erzählen und nur teilweise direkt zusammenhängen.

Schon nach wenigen Kapiteln ist man vollkommen von der ungewöhnlichen Erzählweise gefesselt und spätestens, wenn die Handlung aus der engen Welt eines Planeten herausschwenkt verfolgt man atemlos, die weiteren Enthüllungen. Anfangs wirkt Eschbachs Erzählstil wie der Ursula K. LeGuins bedient er sich doch ebenso einer lyrischen Sprache. Auch die Story von zivilsatorisch zurückgefallenen Welten in einem einst großen Sternenreich erinnert an den Hainish Zyklus Le Guins.
Das Buch an sich wirkt wie einer dieser feinmaschigen bunten Teppiche, von denen er handelt. Der Leser taucht hier in ein wunderbares fantasiereiches Universum vollends ein. Schon in seinem Romanerstling zeigt sich Eschbachs Hang zur brutal-lyrisch kompromisslosen Erzählweise “ernster” Literatur, mit der er rücksichtslos seine Charaktere der Handlung unterwirft - sie sterben und leiden lässt. Trotzdem ist dieser Roman hauptsächlich eine tolle Science-Fiction Story mit einem überraschenden Plot, die einen nicht mehr los lässt.

Meine Wertung 90 von 100 Punkten

Verlag: Bastei-Luebbe
Taschenbuch, ca 320 Seiten, Preis 7,95 €
ISBN 3-404-24337-4

Schläfer der Zeiten, der - Hans Kneifel (Perry Rhodan Lemuria 2)

Im ersten Band des “Lemuria”- Zyklus haben unsere Helden erfahren, dass noch mindestens eine zwei Raumarche der Lemurer durch die unendlichen weiten des Alls fliegen muss. Da die Akonen Anspruch auf die erste Raumarche erheben, ist es wichtig diese zweite Schiff ausfindig zu machen, um dem Geheimnis der unvorstellbar alten Schiffe auf die Spur zu kommen. So machen Perry Rhodan, und die aus dem ersten Band bekannten Charaktere, sich auf die Suche nach diesem Schiff…..
Die Bewohner der zweiten Arche hatten auf ihrer langen Reise einige herbe Rückschläge zu verzeichnen: der Großteil der Bevölkerung ist an einer Krankheit gestorben, Teile des Schiffes sind außer Betrieb und die Überlebenden haben sich in vier Gemeinschaften aufgeteilt, die den körperlichen Kontakt zueinander meiden um sich nicht anzustecken. Außerdem ist da noch ein Bereich des Schiffes, in dem ein fremdes Objekt lagert, von dem niemand etwas wissen soll.

“Der Schläfer der Zeiten” ist der zweite Teil der “Lemuria” Reihe und, um es gleich vorweg zu nehmen, leider kein Höhepunkt dieses Perry-Rhodan Zyklus. Das Hautproblem des Buches liegt meiner Meinung nach wieder einmal darin, dass dieses Buch nicht gut für sich selbst stehen kann, sondern nur ein weiterer Teil einer Reihe ist. Der erste Abschnitt, ungefähr die Hälfte des gesamten Buches, handelt von den Ereignissen auf der zweiten Raumarche. Man ahnt schon beim Lesen, dass dieser Storyteil irgendwie belanglos ist für die weitere Fortführung der Geschichte - und so kommt es auch. So ist die erste Hälfte des Buches beinahe überflüssig und trotz dramatischer Geschehnisse am Ende hätte man die für die weitere Story nötigen Informationen auch kompakter rüberbringen können.
Im zweiten Abschnitt wechselt der Autor zu Perry Rhodan und den Charakteren des ersten Teiles und erzählt von deren Erlebnissen auf einem fremden Planeten auf der Suche nach Überlebenden der Arche.. Hier wird es etwas interessanter, weil die Handlung nun etwas mehr Bezug zur Gesamtstory hat. Die Charaktere des ersten Bandes und deren kleine Dilemma werden jedoch nur unzureichend weiter geführt. Am Ende, als sich das Geheimnis, dass dieses gesamte Buch betrifft, offenbart wird es doch etwas spannender und ereignisreicher, kann aber nicht gänzlich zufrieden stellen.

Sprachlich kann der Autor zwar überzeugen - letztlich zeigt diese Buch doch zu wenig Relevanz für den kompletten Zyklus, bzw. kann auch als eigenständiger Roman nicht überzeugen. Für jeden Leser des Zyklus wohl eher eine Pflichtübung - für alle anderen, die einen guten Science-Fiction Roman versinken wollen, bleibt genügend Auswahl an wirklich hochwertigen Romanen…..

Meine Wertung: 69 von 100 Punkten

Die Madonna von Murano - Charlotte Thomas

Der venezianischer Geschäftsmann Francesco Caloprini ist ein Frauenheld erster Kajüte, kaum eine Frau kann seiner charismatischen Ausstrahlung widerstehen und so muss er sich sogar der Zudringlichkeit seiner Schwägerin erwehren. Als die einzige Frau, die er wirklich liebt nach einer seiner Reisen verschwunden ist, gibt er sich dem Alkohol hin. Am liebsten verweilt er so wenig wie möglich bei seiner venezianischen Sippe, die von Intrigen zerfressen ist und mehr als nur eine Leiche im Keller hat. So begibt er sich immer wieder auf lange Geschäftsreisen, die ihn für Monate von zu Hause wegführen.
Dabei ist Francesco Caloprini doch der einzige, der ein Licht in das Dunkel der verzwickten Intrigen, Freund- und Feindschaften - ein psychothrillerhaftes Konglomerat aus Liebe, Hass, Schmerz und Eifersucht- bringen könnte…..

Eigentlich handelt dieser Roman von der jungen Sanchia, deren Schicksal so eng mit dem der intriganten Caloprini-Sippe verknüpft ist, liebt sie doch den Spross Francesco Caloprinis’ Bruder. Immer wieder wird ihre Liebe auf die Probe gestellt, denn Sanchia hat sich der Heilkunst verschrieben, um alles in der Welt möchte sie kranken, hilfsbedürftigen Menschen helfen. Und davon gibt es im Venedig der Renaissence genügend. Während große Künstler und Denker wie Leonardo Da Vinci die Stellung des Menschen in der Welt verändern, die Pest und die Syphilis die Gesellschaft erschüttern, während ein verderbter Papst in Rom die Kurie ins Verderben zieht und der machthungrige Karl der achte von Frankreich seine Fühler nach den reichen Städte Italiens ausstreckt, geht die junge und schöne Sanchia entschlossen ihren Weg……….

Sprachlich trumpft Charlotte Thomas erst bei den Liebeszenen (die auch unterwartet detailliert ausfallen….) auf. Eigentlich schade, denn hier wird wieder einmal das Klischee des historischen Liebesromans geschürt. Nichts desto trotz merkt man dem Roman die intensiven Recherchen an, denn sowohl geschichtliche Hintergründe, als auch die Beschreibungen, z.B. des Glasbläsergewerbes, wirken versiert und glaubhaft, was für einen historischen Roman meiner Meinung nach schon vollkommen genügt, wenn man nicht gerade Historiker ist.

Sanchia wird von Anfang an als eine kleine Heilige von der Autorin aufgebaut. Im vergleich zu Rebecca Gable muss ich leider sagen, das letztere Autorin es doch besser versteht, einem Charakter Ecken und Kanten zu geben und keine Heiligen und Übermenschen zu erschaffen. In historischen Romanen sind heilkundige Helden (und -innen) keine Seltenheit, im Gegenteil, eher als Klischee zu bezeichnen. Hier hätte man sich etwas mehr Originalität gewünscht.

Einige Äußerungen und Meinungen der Personen zu Anfang des Romans finde ich, für die Zeit des späten 15. Jahrhunderts nicht unbedingt glaubwürdig. Auch die Reden der sehr jungen (siebenjährigen) Sanchia scheinen mir für ein so kleines Kind doch zu ausgereift. Sind Kinder nicht viel impulsiver und leben ihre Gefühle eher aus, als darüber nachzudenken ? In einer Szene zumindest reflektiert die kleine Sanchia über ihre eigenen Gefühle auf eine Weise, zu der manche Erwachsenen nicht in der Lage ist !

Vieles ist nicht neu in Charlotte Thomas Roman: Helden historischer Romane, die sich der Heilkunst verschrieben haben, eine Jahrzehnte umfassende Handlung vor historischer Kulisse, Intrigen, Liebe, Hass. Nichts desto trotz ist dieser Roman vortrefflich gelungen. Ohne das die Handlung ins groteske episodenhafte abgleitet wird es in dem, über 1000 Seiten umfassenden Schmöker, nie langweilig. Geschickt hat die Autorin das dunkle Geheimnis Sanchias Herkunft und der Caloprini Sippe mit der Handlung verwoben. Legt immer wieder kleine Hinweise und weiß im absolut nervenaufreibenden Finale immer noch zu überraschen und den Leser atemlos die letzten Seiten verschlingen.
Alles in allem ein fantastischer historischer Roman der sich in die Riege der ganz großen Erzählungen dieses Genres einreihen kann und die faszinierende, die schreckliche, die wunderschöne Welt der venezianischen Renaissence zu neuem Leben erweckt.

Meine Wertung: 92 von 100 Punkten

Der Thron der Sieben Königreiche (Das Lied von Eis und Feuer 3) - George R.R. Martin

Während es in anderen Fantasy Zyklen meist um Zauberei, Magie, Drachen und allerlei mythische Völkerschaften geht, handeln Martins Romane vor allem von Gefühlen. Liebe, Sehnsucht, Hass, Gier, Verrat… mit all diesen Begriffen werden emotional aufrüttelnde Bücher oft beschrieben - das Lied von Eis und Feuer verarbeitet diese tiefen Emotionen wirklich, und macht somit über weite Strecken eher den Anschein eines historischen Romans.
Die Fantasy-Elemente tröpfelt Martin eher sparsam dazu. Hier merkt man, dass diese Reihe von Anfang an auf einige Bände angelegt wurde. Gerade der vorliegende dritte Band endet mit einem solchen Appetizer und hebt die Vorfreude und Erwartungshaltungen des Lesers gegenüber dem nächsten Band.
Auffallend ist auch, dass dieser Roman größtenteils von Kindern oder jungen Erwachsenen erzählt. Nachdem im zweiten Band einige der Erwachsenen Protagonisten das Zeitliche segnen mussten, sind die verbliebenen Charaktere sehr jung. Meiner Meinung nach macht der Autor dies durchaus bedacht. Kinder sollen hier Mitgefühl und Beschützerinstinkte wecken, den Leser emotional ansprechen. Mit dem Zwerg “Tyrion” kommt noch ein weiterer scheinbar schwacher und hilfloser Charakter hinzu (der es aber faustdick hinter den Ohren hat). Diese Rechnung gehrt zwar auf, doch trotzdem wünschte man sich den einen oder anderen Erwachsene Charakter für bessere Ausgewogenheit. Hier zeigt sich aber auch die unterschiedliche Sichtweise, die man heute hat. Im Mittelalter waren Kinder nicht gleich Kinder, sondern wurden ja eher als “kleine Erwachsene” gesehen. Schon mit sechs Jahren begann die Ausbildung und ein Achtjähriger hatte sich schon wie ein Erwachsener zu benehmen. - mit diesem Hintergrund wirken diese Figuren durchaus authentisch.
Erwähnenswert ist auch, dass dem Roman, wie der ganzen Serie, die oberflächliche und vereinfachende Gut-Böse Trennung fehlt. Jeder Charakter hat Stärken und Schwächen. Hat gute und schlechte Seiten und handelt ihnen entsprechend, sodass der Leser des Öfteren seine Meinung über eine Romanfigur abändern oder differenzieren muss.
Martin beginnt zwar auch neue Handlungsstränge, dafür werden alte aber etwas vernachlässigt, bzw. finden in diesem Band fast keine Berücksichtigung.
“Der Thron der sieben königreiche” ist ein weiterer toller, spannender und anrührender Teil aus dem “Lied von Eis und Feuer”, der, wieder einmal durch die zweifelhaft sinnvolle Teilung eines Original-Einzelbandes, Appetit auf mehr macht.

Mein Wertung: 87 von 100 Punkten

Das Floss - Stephen Baxter

“Das Floss” ist Stephen Baxters Debut Roman aus dem Jahre 1991. Wie schon der Umschlag verspricht erwartet den Leser hier ambitionierte Hard - Science - Fiktion, die nur wenige Autoren so umsetzen könnten wie Baxters es tut. Zugleich ist der Roman der erste des Xeelee- Zyklus, dem später noch Das Geflecht der Unendlichkeit, Ring, Flux und der Erzählband Vakuum - Diagramme folgten.

Stephen Baxters Xeelee - Zyklus, handelt vom Kampf der Menschheit gegen die übermächtigen, gleichnamigen, Aliens. Wer jetzt jedoch eine Space Opera mit feurigen Raumschlachten, dutzenden verschiedener Alien-Spezies oder ein von den Menschen besiedeltes und fruchtbar gemachtes Utopia erwartet liegt falsch. In Baxters Science Fiction sind Aliens kein Menschenverschnitt mit ungewöhnlichem Äußeren, sondern meist das Fremde, Wesen mit denen man sich nur schlecht verständigen kann und deren Motive und Intentionen nur schwer nachvollziehbar sind.
Alle Xeelee Romane können für sich selbst stehen und haben nur teilweise einen Zusammenhang. Gerade Das Floss hebt sich aus diesem Zyklus deutlich ab, da der Roman kaum Bezug zu anderen Teilen aufweist. Übringens: spielt auch ein jüngerer Baxter-Roman, nämlich “Sternenkinder”, im Xeelee- Universum, auch wenn er vom Verlag einem anderen Zyklus zugeordnet wird. Für alle die noch auf den Abschluss des Xeelee-Zyklus warten: In Sternenkinder nimmt Baxter den letzten Kampf gegen die Xeelee auf.

Hard - Science - Fiction ist das Genre, und wie in diesem Bereich üblich, steht am Anfang die fruchtbare und, für den Roman, entscheidende Frage:
Was wäre wenn ……?
Was wäre, wenn es ein Universum gäbe, in dem die Gravitation eine Million mal stärker ist, als in unserem ?
In diesem Universum sind die einzigen lebensfreundlicheren Bereiche Regionen, die Im Gravitationsbereich kompakter Massen entstehen. In diesen Nebeln bilden sich Sterne am äußeren Rand, Sterne mit einer Lebensdauer von wenigen Jahren, die ihren letzten Weg zum Kern des Nebels antreten um dort von den Gravitationskräften zermamlt zu werden, Die übermächtige Gravitation lässt hier selbst Regen zu einem gefährlichen Bombardement werden.
Nur wenige dieser Sterne fallen nicht in den ultrakompakten Kern, sondern stabilisieren sich, ausgebrannt und zu einem Eisenklumpen geschrumpft auf einer Umlaufbahn um den Kern. Nur dort können die hier lebenden Menschen Eisen abbauen.

In der Umlaufbahn um einen solchen erloschenen Stern liegt die Himmelsmine, auf der der Held des Romans lebt: Rees, eine fünfzehnjährige Waise, dessen Vorfahren seit Generationen in den Eisenminen schuften. Ein typischer Jugendlicher, der bei nackter weiblicher Haut und bei etlichen anderen Gelegenheiten sofort errötet, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht in der Balance zwischen Nähe, einem Dazugehörigkeitsgefühl, und der Distanz einer eigenen Identität. Rees ist ein introvertierter Einzelgänger und Querdenker. Durch den Verlust seiner Eltern, einem Anker der ihn an die Gesellschaft hätte binden können, stellt sich Rees eine Aufgabe; herauszufinden, warum der Nebel stirbt.
Denn das Leben ist hart in den Minen, die Bedingungen werden immer lebensfeindlicher. Von einem einst blauen Himmel kennt Rees nur Geschichten. Heute ist der Himmel in ein kränkliches rot getaucht. Die Luft scheint immer dünner zu werden, Wasser wird wieder und wieder aufbereitet und die Lebensmittellieferungen vom Floss werden nach einem Unfall in den Minen, in folge dessen die Bergarbeiter die Lieferung nicht bezahlen können, immer knapper. Unter extremsten Bedingungen wird hier Eisen abgebaut, das die Bergbauer gegen Lebensmittel eintauschen, die vom fernen Floss kommen, der Heimat der vermeintlichen Oberschicht. Diese Versorgungsgüter werden mit “Bäumen”, pflanzlichen, fliegenden Objekten beliefert.

Nachdem ein Versorgungsbaum am Ring angedockt hat, beschließt Rees mit diesem, als blinder Passagier zu fliehen und das Floss zu erreichen. Dort angekommen stellt er schnell fest, dass auch hier ähnliche Probleme die Menschen bedrohen. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hat sich entwickelt, bestehend aus den Wissenschaftlern, die ihr Wissen streng hüten, und allen Anderen. Als Reinigungskraft muss Rees die Kosten seiner Passage abarbeiten und soll mit dem nächsten Baumschiff zurück zu den Minen gebracht werden. Doch der Junge arbeitet hart und beweist schnell einen scharfen Verstand. Als die Lebensbedingungen auch auf dem Floss härter werden, revoltiert die Unterschicht, reißt die Macht an sich und rächt sich an den eitlen Wissenschaftlern. Rees gerät zwischen die Fronten in einem Kampf ums Überleben.

Wie die Menschen an diesen lebensfeindlichen Ort einst gelangten, bleibt ein offenes Rätsel. Die Nachfahren dieser Pioniere können nur vermuten, dass es ein Unfall war oder vielleicht auch ein absichtliches Eindringen in diesen Raum. Möglicherweise eine Flucht. Doch vor was und wem ? Ideen von riesigen Planeten und Schiffen, die die Menschen vor dem tödlichen Vakuum des Raums schützen sind den Menschen hier fremd.

Baxters Roman ist vor allem eine Homage an die Naturwissenschaft, genauer an die wissenschaftliche Denkweise, an die ursprüngliche Neugier in uns allen, die der Alltag nur allzu schnell abtötet, an die Beharrlichkeit sich nicht mit plakativen Phrasen abzugeben, sondern die Wahrheit zu suchen. Durch seinen Mentor Hollerbach, einen Wissenschaftler auf dem Floss, lernt Rees hinter die Dinge zu sehen und mithilfe theoretischer Überlegungen und empirischer Beweise die Wahrheit über das Schicksal des Nebels herauszufinden.

Das Floss ist nicht nur ein aufgrund seines Fantasiereichtums, der flotten Handlung und dem logischen Spannungsbogen ein beeindruckender Debut-Roman, er legte auch die Basis für die steile Karriere Baxters, der zu den eifrigsten Science-Fiction Autoren der Gegenwart zählt. Dabei geht Baxter seine eigenen Wege weit ab so manch anderer Vielschreiber.

Konsequent ist Rees Universum von der Idee bis zum fertigen Roman durchdacht. Baxter spielt virtuos mit den Naturgesetzten, die er voraussetzt und fesselt den Leser mit seiner Erzählweise. Sicherlich ist sein Schreibstil in diesem Roman noch nicht so ausgefeilt, wie in späteren Werken. Die Charaktere wirken dabei jedoch glaubwürdig, ohne dass der Autor in die (psychologische) Tiefe geht, was auch bei einem Hard-SF- Roman nicht unbedingt zu erwarten ist. Die Handlung schreitet flott voran, übermäßigen Detailreichtum in der Beschreibung und Szenen die für die Handlung unwichtig sind, findet man kaum.

Mit seinen etwas über dreihundert Seiten ist das Floss ein bescheidener und kompakter Romanerstling, in dem uns eine fantasiereiche Geschichte, flüssig erzählt wird. Vor allem genial durchdacht und dabei fesselnd erzählt.

Die Nacht der Elfen - Jean Louis Fetjaine

Nachdem am Ende des ersten Bandes der “Elfentriologie” klar geworden ist, dass man es hier wieder einmal mit einer Verarbeitung der Artus Sage zu tun hat, strickt Fetjaine sein nicht ganz so fantastisches Garn in dem zweiten Band weiter. Das Buch behandelt die Vorgeschichte der Artus Sage und kann, um gleich vorweg zu greifen, genauso wenig überzeugen wie sein Vorgänger. Wieder liegt es nicht unbedingt an der Sprache des Autors, nein, diese ist durchaus gefällig und absolut passend farbig und bombastisch für einen Fantasy-Roman, vielmehr sind es wieder einmal die Charaktere, die in mir keine Zuneigung oder Mitgefühl wecken. Obwohl die Grundhandlung durchaus spannend ist, krank alles an den schwachen Hauptfiguren. Der Autor erzählt eine Fantasy-Geschichte voller bekannter Rassen; Feen, Zwerge usw. Bei diesen ist es noch verständlich, dass man als Leser Schwierigkeiten mit ihrer Perspektive oder ihren Werten hat, doch leider ist es genau das gleiche mit den Menschen. Gerade hat ein Charakter die Aufmerksamkeit des Lesers gewonnen, da wird jede aufkommende Sympathie mit einer Gewaltszene zunichte gemacht. Handlungen und Motive sind für mich nur selten nachvollziehbar und wirken gestellt, nach dem Motto “so muss das eben in einer Fantasy-Geschichte sein”. Anderen Entscheidungen fehlt die Substanz einer längeren Einleitung, einer Entwicklung.
Leider machen nur die beschiedenen 270 Seiten des Romans dem Leser Hoffnung; nämlich dass es ja bald vorbei ist……

Der Schöpfer der Ewigkeit (Sol-Zyklus 1)- Wil McCarthy

Eigentlich sieht es zu Anfang alles nach einer altbackenen, Standard Story aus, die schon in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts keinen vom Sockel gehauen hat; in einem zukünftigen Utopia leben die Menschen in Frieden und Überfluss. Der Tod ist besiegt, die technischen Möglichkeiten scheinen Unbegrenzt. Das alles hat die Menschheit vor allem dem genialen Geist eines Wissenschaftlers zu verdanken, der wie sollte es anders sein, ein eine Liäson mit der atemberaubend schönen Königin dieses Utopias hat. Als ein Mord geschieht muss sich unser Held “Bruno” einem verrückten Wissenschaftler stellen und auch um die Gunst der schönen Königin kämpfen….
Doch irgendwie kommt alles anders und das wird dem Leser schon ab der ersten Seite dieses außergewöhnlichen Romans klar. “Bruno” ist ein exzentrischer Wissenschaftler, dessen unkonventionelle Art einen immer wieder in Staunen versetzt. Kautzig und absolut liebenswert kommt der Hauptcharakter des Romans daher und führt einen durch eine ebenso überraschende, unkonventionelle Story. Oft stößt man an die Grenzen seiner Vorstellungskraft - genauso gehört es sich für einen guten Science-Fiction Roman, denn schließlich sieht sich der ambitionierte SF Autor der überwältigenden Aufgabe gegenüber sich das Unvorstellbare vor zu stellen und zu allem Übel auch noch lesbar aufzubereiten. Sie sozialen Dilemma, die sich aus der beinahe Allmacht der Menschheit ergeben bearbeitet der Autor vorzüglich und führt sie auch in den Folgebänden unterhaltsam weiter.
Die technisch-wissenschaftlichen Voraussetzungen der Zukunft scheinen genauestens durchdacht, das beweist vor allem der umfangreiche Anhang, den ich nur Ansatzweise verstanden habe…..
Hier präsentiert Will McCarthy dem willigen SF Leser eine tolle Story, eine atemberaubende Zukunftsvision. Geheimtipp !

Der Schatten erhebt sich - Robert Jordan (Das Rad der Zeit 4)

Irgendwie fühlt man sich wie zu Hause:
Es ist doch immer wieder schön zu einem Buch einem seiner Lieblingsautoren zu greifen. Schließlich weiß man was man an ihm hat .Der bekannte Sprachstil, die vertrauten Helden erleben neue Abenteuer in den vom Autor festgesteckten Grenzen, was die Handlung betrifft. Der eine oder andere Splen der Charaktere ist immer für ein Lächeln gut….
Doch das Problem bei Robert Jordan ist, das er zwar einen wunderschönen ausschweifenden Stil hat, mit Dutzenden von Details und Feinheiten, diese aber oft überhand nehmen. Das stört vor allem dann, wenn, wie z.B. im ersten Band des “Rad der Zeit”, in jeder Gaststätte Musik gespielt wird und Jordan erklärt, das jenes Lied in diesem Land “die Hirtin und der Backfisch” und in einem anderen “das Schaf des Backfischs” heißt. Das ist natürlich nur ein Beispiel….. In diesem Band nervt vor allem der nicht enden wollende Geschlechterkampf. Die Zwistigkeiten nehmen irgendwann überhand und als Leser möchte den Protagonisten irgendwann raten, vielleicht ein Mönchsgelübde abzulegen, damit mal wieder etwas unvorhersehbarer Schwung in die Geschichte kommt.
Tatsächlich hat diese Buch nur wenige Überraschungen für mich parat. Erst nach dreihundert klein beschrifteten Seiten nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf, ebbt dann aber bald wieder ab.
Einen Zyklus wieder “Das Rad der Zeit “ zu lesen hat für mich oben erwähnte Vorteile, wie lange jedoch solche nicht enden wollenden Banalitäten erträglich sind, wird sich in den folgenden Bänden zeigen.
Fazit: Für Fans ……….

Ausgebrannt - Andreas Eschbach

Der Autor Andreas Eschbach ist nicht nur ein Vielschreiber, er hat sich vor allem in verschiedensten Genres, rund um Phantastisches, bereits profiliert. Neben Science Fiction schreibt er auch Phantastische Jugendliteratur und Thriller. Ausgebrannt ist ein Seitenstarker Thriller in “eine Billion Dollar” Manier, in dem viele Jahre der Haupthandlung vergehen.
Stilitisch ist es ein interessanter Kunstgriff, die Handlung in der “Gegenwart” zu beginnen und durch Rückblenden dem Leser zu erzählen, wie es soweit kam. Später “überholt” die Handlung die Gegenwart und dringt in die umbenannten Gefilde der Zukunft vor. In den letzten Kapitel wagt Eschbach sogar den Blick in einer Jahrzehnte vor uns liegende Welt - ohne Öl.
Öl ist auch das Hauptthema des Romans. Beeindruckend, wie Eschbach alle Facetten der Wirtschaft durchleuchtet und dem Leser die Brisanz vermittelt. Bei dieser Lektüre lernt man einige Menge - keine Frage. Leider ermüdet das Thema aber auch, vor allem weil man es hier mit einem beinahe achthundert Seiten starken Wälzer zu tun hat. Man wünscht sich doch noch den einen oder anderen Schwerpunkt. Die Charaktere sind zwar glaubwürdig, doch der Leser erfährt einfach zu wenig aus ihrem Leben jenseits der Heizölrechnung.
Auch die Handlungsfäden sind meiner Meinung nach zu naiv verwoben. Der Zufall beherrscht weite Teile der Handlung. Teilweise laufen die Handlungsfäden auf kroteske Weise wieder zusammen und die geschichtlichen Rückblenden, die kaum im Zusammenhang mit dem eigentlichen geschehen stehen, wirken manchmal etwas paranoid. Diese sind nur mit Vorsicht zu genießen und eher etwas für eingefleischte Verschwörungsfans.
Trotz dieser Minuspunkte liest sich das ganze sehr unterhaltsam und ist auch wirklich spannend. Aufgrund Eschbachs intensiver Recherche zu Hintergründen des Themas allemal lehrreich und von der Grundstimmung her als deprimierend zu bezeichnen. Am Ende des Buches ist man als Leser versucht, bei allem was man tut, nach dem Verbrauch unwiederbringlicher Rohstoffe zu fragen.
Wieviel Energie verbraucht eine Buchrezension ? L

Das Schwert von Karthago - Gisberts Haefs

Das Schwert von Karthago ist ein historischer Kriminalroman und eine Art Fortsetzung von “Das Gold von Karthago”.
Eine der Stärken des Romans ist der ungewöhnliche Schauplatz: das antike Karthago mit seiner fremden eigenständigen Kultur, Hauptstadt eines großen Reiches und reiche Handelsmetropole. Dem zur Weltmacht strebenden Rom war der reiche Nachbar ein Dorn im Auge und nach drei verlustreichen Kriegen und der Demütigung durch Hannibals Krieg auf römischem Gebiet wurde Karthago letztendlich von den Römern völlig zerstört. Tausende Bewohner getötet und der Rest in die Sklaverei verkauft. Außer einigen bösen Gerüchen über Menschenopfer des alten Baal Kultes ist von der ursprünglichen punischen Kultur nicht viel übrig geblieben. Auch dies greift der Autor in den ersten Seiten des Romans auf.
Besonders Haefs Sprache ist bemerkenswert. Überraschende Ausdrücke, verdrehte Redewendungen und eine Menge Wortwitz prägen die Dialoge und lassen sie frisch und überaus innovativ wirken. Zwar stellt sich die Frage, ob es realistisch ist, dass die meisten Hauptcharaktere sich diesem außergewöhnlichen Sprachstil bedienen, doch den Leser wird das wenig stören, denn Haefs Sprache bringt immer wieder frischen Wind in die muffige Sprachbude historischer Romane. Abgedroschene Phrasen zeigen unter der Feder des deutschen Autors ein überraschend neues Gesicht. Oft fragt man sich, warum nicht alle so frisch daher reden, wie die Charaktere in diesem Roman. Hier wird einem eine lebendige und farbenreiche Sprache vermittelt, die man so schnell nicht vergisst.
Die Beziehungen der Hauptcharaktere untereinander werden immer wieder neu definiert und machen die Personen des Romans interessant und facettenreich. Eine weitere Stärke des Autors.
Die Story ist interessant, jedoch nicht gerade ungewöhnlich. Ein Ermittler muss einen Mordfall an einem Ratsmitglied aufklären und gerät in ein Netzwerk verwickelter Intrigen. Es geht um Macht, Gier, Rache. Das alles ist nicht neu.
Unter Strich also trotzdem ein toller historischer Krimi für alle die mal wieder über die deutsche Sprache staunen möchten……

Der Antares Krieg - Michael McCollum

Military-Science-Fiction ? Was hat man da zu erwarten ? Gigantische Raumschlachten, ein interstellares menschliches Imperium, dass sich wagemutig einer bösartigen außerirdischen Zivilisation stellt ? Reichlich Helden Mythos, militärischen Pathos, martialische Charaktere, die nur ihre Ehre im Sinn haben ? Und das alles auch noch von einem amerikanischen Autor ? Ob das gut gehen kann…..
Es kann !
Doch erst einmal von vorne:
Für seine Antares-Trilogie hat sich Michael McCollums eine interessantes Regelwerk zurechtgelegt; interstellare Reisen sind nur über den Eintritt in “Faltpunkte” möglich, das sind festgelegte Orte in Sonnensystemen, die durch eine Gravitationsverwerfung entstehen und Sonnensysteme verbinden. Der besiedelte Bereich des menschlich besiedelten Weltalls ist durch solche Faltpunkte, miteinander verbunden, die den reisenden oft nur über Zwischenstationen an sein Ziel führen. Zu große Bereiche des Weltalls gibt es gar keine Faltpunkt-Verbindung, sie bleiben unerforscht. Als Der Riesenstern Antares erlischt verschwinden auch die Faltpunkt Verbindungen der besiedelten Welt Alta. Der Planet bleibt für über hundert Jahre von der restlichen menschlichen Hegemonie abgeschnitten. Dies scheint sich geändert zu haben, als ein fremdes Raumschiff im System Altas auftaucht. Ein Schiff des Planeten macht sich auf die Reise um das fremde Schiff abzufangen. Das Abenteuer beginnt…..
….. und erzählt dem gewillten Leser über drei ca. 300 Seiten starke Bände eine spannende Story, die die eine oder andere Überraschung parat hat, jedoch nie allzu kompliziert wird. Einfach, übersichtlich, meist gradlinig, sind Begriffe, die einem für eine Beschreibung der Story zuerst einfallen. Das ist jedoch nicht schlecht. Es gibt nur zwei Hauptchraktere deren Erlebnisse der Leser verfolgt. Nur selten weicht McCollum auf einen anderen Charakter aus und das auch nur um Dinge erzählen zu können, zu denen seine Hauptcharaktere keinen Zugang haben. Das macht diese Story so unkompliziert, die Romane aber auch süffig lesbar. Auch die Liebesgeschichte entwickelt sich relativ unkompliziert und zeigt zwei liebenswerte Charaktere in einer meist unblutigen Handlung. Alles in allem eignet sich diese Trilogie somit auch für jüngere Leser.
Die oben angesprochenen Befürchtungen erfüllen sich so gut wie gar nicht. Jeder Band enthält nur eine größere Raumschlacht und gerade der Dritte befasst sich eingehend mit den Gründen, für den Konflikt zweier so verschiedener Spezies.
Erstaunlich ist der zeitliche Abstand, in dem die Bücher verfasst wurden: 1986/1987 und 2003. Dabei schließt die Handlung von Band drei direkt an die des zweiten Bandes an.
Unterm Strich eine interessante Geschichte. Absolut lesenswert !

Sternennebel - Adam Roberts

Der Konflikt ist vorgezeichnet, als sich in Raumschiff mit Siedlern auf den Weg zu einem scheinbar erdähnlichen Planeten macht, denn die sehr unterschiedlichen Gruppen, die sich auf diese Reise begeben, sind schon von Anfang an in verschiedenen Wohnmodulen untergebracht und grenzen sich so von einander ab. Unter den Siedlern befindet sich eine anarchistische Partei, die schnell in einen Konflikt mit einem totalitären Regime tritt. An dem anfänglichen Missverständnis entzündet sich ein Konflikt, der erst auf dem neuen Planeten mit der vollen Härte eines Krieges entflammt, und zu allem Übel ist diese Welt nicht das Paradies, das sie zuerst zu sein schien……
Wie bereist die Geschichte Amerikas zeigt sind die heroischen und wagemutigen Männer und Frauen, die den ersten Schritt in eine neu Welt wagen nicht unbedingt nur heroisch und wagemutig, sondern oft auch einfach nur auf der Flucht, vor der Unterdrückung in ihrer Heimat.
Der Roman ist durchweg in der Ich-Perspektive zweier Menschen erzählt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen der ignorante Anarchist, zum anderen der machtbesessene Diktator, der seine “Tagebücher” zur Propaganda nutzt. Ein ungewöhnliche und erfrischende Erzählweise !
Zuerst liest sich dieser Roman sehr humorvoll. Die Charakterzüge der Protagonisten sind auf satirische Weise ins Extrem verzerrt und über lange Strecken sehr witzig zu lesen. Später wird es dann etwas heftiger, der Humor wird dann von Action abgelöst, bzw. verwandelt sich in Sarkasmus in den Berichten der “Erzähler“.
Der deutsche Titel “Sternennebel” legt nahe, dass die verantwortlichen Mitarbeiter des Verlags in dem Moment der Namensgebung benebelt waren. Den Original Titel “Salt” zu übersetzen wäre zumindest interessanter und auch griffiger gewesen. Also Liebe Verlage: Langenscheidt -Wörterbuch besorgen und los geht’s - dann geht auch der Sinn eines Titels nicht verloren ;-)
Nach der Lektüre will man ausnahmsweise dem Klappentext einmal glauben, der einen darüber informiert, dass der Autor eine beachtenswerte neue Stimme in der Britischen Science-Fiction ist. Adam Roberts präsentiert mit Sternennebel einen tollen Science-Fiction-Roman, voller guter Ideen, Humor und tiefgründigen Gedanken und einer außergewöhnlichen Erzählweise, der sich sehr gut liest und weder zu kurz noch zu lang ist. Mehr !!

Venuswurf - Tanja Kinkel

Im Jahre sieben nach Christus, herrscht der Imperator Augustus nun schon so lange über das Römische Reich, dass viele sich an gar keinen anderen Herrscher erinnern können. Ein ganze Generation kennt nur den “Princeps” an der Spitze. Einige wenige erinnern sich, eher ungern, noch an die langen Jahre des Bürgerkriegs.
Zur Zeit des Romans ist Augustus schon ein alter Mann. Er tut alles um seine Nachfolge zu sichern und einen weiteren verheerenden Bürgerkrieg zu verhindern. Hinter dem, schon zu Lebzeiten göttlich verehrten Herrscher, steht Livia seine Frau, die geschickt im Hintergrund die Fäden zieht.
Auf der Suche nach einem besseren Leben in Rom, kommt die Zwergin Tertia in den Haushalt von Augustus Enkelin Julilla. Dort muss sie sich behaupten, immer ein Ziel vor Augen: Die Freiheit, denn als Sklave kann man nur darauf hoffen, sich irgendwann frei kaufen zu können oder von seinem Besitzer für besondere Verdienste oder Treue die Freiheit geschenkt zu bekommen. Die Verwicklungen im kaiserlichen Rom sind komplex. Brenzlig wird Tertias Situation durch die Tatsache, dass ihre Herrin Julilla sich keineswegs mit ihrer bescheidenen Rolle zufrieden geben will und ihrem Großvater das Exil ihrer Mutter nicht verzeihen kann. Tertia soll für ihre Herrin spionieren und wird auch von Livia, der Frau des Herrschers, als Spionin angeworben und dann ist da auch noch der Sklave und Zwerg Julillas Conopas, dessen Loyalität immer fragwürdig bleibt.
Der Roman ist fast ausschließlich aus der Perspektive Tertias geschrieben. Nur an wenigen Stellen wechselt die Autorin zu einer anderen Person, was meist eher verwirrend wirkt, da diese kurzen Ausflüge auch schnell wieder vorbei sind. Die eingegrenzte Perspektive des Romans ist eine seiner, eher spärlichen, Schwächen.
Großes Augenmerk wird auf die Charaktere des Romans gelegt. Eine stattliche Anzahl nicht nur glaubwürdiger, sondern äußerst markanter, denkwürdiger Personen warten auf den Leser, die man so schnell nicht wieder vergisst. Sämtliche Schicksale und Handlungen sind dabei stets nachvollziehbar.
Beeindruckend ist auch der lesenswerte Anhang, der einen über Sitten, Lebensumstände und einiges anderes Wissenswerte über das Rom der Zeitenwende informiert. Tanja Kinkel ist sichtlich um historische Genauigkeit bemüht, das merkt man auch während der Lektüre. Trotzdem nehmen die Informationen am Rande nie überhand und fügen sich lesbar in die Handlung ein.
Aufgrund des Hauptcharakters mangelt es dem Roman ab und zu an etwas Action, das hätte die Geschichte sicher noch etwas aufgelockert. Jeder Geschichtskundige Leser ahnt zumindest, wohin die Intrigen Julillas führen werden, etwas vorhersehbar kommt die Handlung also doch daher. Das Ende ist jedoch wieder spannend zu lesen und nicht ohne die eine oder andere Überraschung.
Ein interessantes, lesenswertes Buch, dem es manchmal etwas an Schwung und der Umfassenden Perspektive mangelt. Voller interessanter Dialoge und mit absolut liebenswerten kleinen und großen Helden.

Ernte den Sturm (Star-Trek-Vanguard 3) David Mack

Fantastisch ! Wenn ein Roman zu einer TV Serie schon überdurchschnittliches Niveau erreicht ist das eine Überraschung, hier jedoch präsentiert David Mack einen absolut hervorragenden Science Fiction Roman, der alles hat.
Besonders Macks superbe Sprache beeindruckt von der ersten bis zur letzten Seite und schwingt sich bei den Schilderungen der Shedai in ungeahnte Höhen. Gerade in diesem Punkt hebt sich dieser Band von dem zweiten der Reihe ab. Hat es das Autorengespann Dilmore/Ward doch mit Teil zwei gerade einmal geschafft die Handlungsstränge am Leben zu halten und irgendwie in den dritten Teil hinüber zu retten. Vieles ist im zweiten Teil nur Massenware und stupide Fortsetzung der vielfältigen Handlungsstränge, auch die sprachlichen Fähigkeiten der Autoren haben mich enttäuscht und bleiben weit hinter denen Macks zurück..
Ernte den Sturm ist deutlich actiongeladener als Band eins und zwei und wirkt daher anders als Macks erster Band. Dadurch, dass wieder viele Handlungsstränge verfolgt werden und jeder viel Action enthält, schwächt sich diese etwas ab. Ein Kontrapunkt durch eine “ruhigeren” Handlungsstrang hätte hier sicher für Abwechselung gesorgt. Die komplexen Intrigen und Verschachtelungen der Handlung gehen manchmal etwas unter, das ist aber auch einer der wenigen Kritikpunkte bei diesem phänomenalen Roman.
Die Ausgabe des Cross Cult Verlags ist nett anzusehen. Das Papier griffig und liegt, für alle haptisch Veranlagten ausgedrückt, “gut in der Hand”. Lediglich die Schriftart gefällt meinem Auge nicht. Besonders die Kursivschrift ist eher als hässlich zu bezeichnen. Dazu kommen noch auffallend viele Schreibfehler im Text. Anhänge mit Interviews der Autoren etc. finde ich persönlich immer interessant zu lesen.
Bei den letzten Seiten merkt man, dass die Serie nicht mit diesem Roman endet. Vieles bleibt offen und lässt auf weitere Romane um die Raumstation Vanguard hoffen - ich bin dabei !

Stadt der goldenen Schatten (Otherland-Zyklus 1) - Tad Williams

Stadt der goldenen Schatten (Otherland-Zyklus 1) - Tad Williams

Im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert wandeln die Menschen in einem virtuellen Universum, das sowohl Informations- und Kommunikationsquelle, als auch schlichter Zeitvertreib ist. Ähnlich dem Internet ist diese weltumspannende Netzwerk, in das man sich körperlich mithilfe selbtkreierter “Sims” einloggen kann, angelegt.
Als ihr Bruder in ein mysteriöses Koma fällt, stellt die Hochschuldozentin Irene (“Renie”) Nachforschungen an, unterstützt wird sie dabei von einem ihrer Schüler, dem kleinen Buschmann !Xabbu und dem ewig nörgelnden, Alkoholiker-Vater. Gleichzeitig muss die kleine Christabel für einen freundlichen alten Mann im Rollstuhl eine wichtige Mission unternehmen, wandert der gedächtnislose Paul durch ein Netzwerk haarsträubend fantasiereicher Welten und versucht der 14 Jährige Orlando mit seinem Freund Sam, hinter das Geheimnis einer goldenen Stadt zu kommen…….

Die Frage wer besser zum anderen passt Tad Williams zu Otherland oder Otherland zu Williams ist so müssig wie die Frage, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei. Bei diesem Buch- diesem Zyklus hat der richtige Autor zum richtigen Zeitpunkt das richtige Thema angefasst.
Es stimmt beinahe alles. Viele Charaktere in einer spannenden, nervenaufreibenden Handlung, interessante Welten, eine wichtige Mission zur Rettung der Zukunft….
Dabei ist der Roman auch (oder vielleicht sogar speziell?) für ein jüngeres Publikum angelegt. Von wenigen Gewaltszenen abgesehen, kann man das Buch auch sicher schon ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen.
Williams versucht sich sprachlich auf die Welt im fortgeschrittenen 21 Jahrhundert anzupassen und erfindet eine Reihe neuer Begriffe und Schimpfworte, deren Bedeutung man aus dem Kontext immer erahnen kann. Die Sprache ist neu lebendig und der Story stets dienlich. Dazu kommt noch dass der Autor sich sprachlich den verschiedenen handelnden Personen so genial anpasst, dass man nur staunen kann. Beinahe perfekt !
Bedenkt man, dass dieser erste Teil der Otherland Reihe schon 1996 veröffentlicht wurde, wird die Leistung des Autors noch deutlicher. Es wird jedoch nicht von einem schlichten Internet erzählt, dass die Menschen, so wie der Leser gerade, lediglich optisch erfassen, sondern von einer virtuellen Welt, die auch andere Sinne anspricht.
Ein kleiner Mangel ist vielleicht die, für einen Roman dieser Seitenstärke, doch etwas zu geradlinig verlaufende Story. Viele Thriller-Autoren hätten die Story auch auf 400 Seiten erzählen können. Williams ausufernde Sprache hat jedoch einen hohen Wiedererkennungswert. Wer zu Tad Williams greift, will auch eine Story so erzählt bekommen, bzw. sollte wissen was auf ihn zukommt.
“Otherland” ein wahnsinniger Trip der Fantasie. Eine episch umfassende Weltenschöpfung voller Personen, die sich in das Gedächtnis des Lesers tief einbrennen. Voller fantastischer Orte, unglaublicher Szenen, kurzem eine fast perfektes Buch, das für mich zu den absoluten Meisterwerken fantastischer Literatur zählt.
“Mega scännig. Echt. Da gehste nich so schnell ex.” Wie es der Autor vielleicht einem seiner Charaktere in den Mund legen würde……

Sommer der Zwietracht - Daniel Abraham

Der junge Dichter(Azubi) Maati hat es nicht leicht, sein Meister ist der große Dichter der Metropole Saraykeht, der im ewigen Zwist mit seinem Andaten Samenlos liegt. Dieser ist ein “in ein willenbegabte Gestalt“ gebrachter Gedanke des Dichters - eine Art personifizierte Charaktereigenschaft, aufgrund dessen besonderer Zauberkraft die Macht der wohlhabenden Stadt basiert ……. Anat ist die Buchhalterin des größten Hauses der Stadt, muss aber nach dem sie ein Geheimnis erfahren hat, fliehen….. Auch Otah befindet sich auf der Flucht, denn er hat seine Ausbildung zum Dichter abgebrochen und muss sich nun selbstständig ein einer harten Welt ein eigenes Leben aufbauen….. Liat hat sich in den Arbeiter Itani verliebt, doch kann ihre Liebe zu einem niederen Angestellten bestand haben?……….

Bei “Sommer der Zweitracht” geht es um eine Intrige, in einer der großen Städte, genannt “Saraykaht”. Eine konkurierender Rat, will die wirtschaftliche Macht der Stadt brechen und fädelt eine Intrige ein…. Dabei werden die Schicksale der Personen des Romans geschickt mit diesen Ereignissen verwoben., ohne dass dies gestellt wirkt.

Nach einem etwas verwirrenden, weil schnell zeitlich fortschreitenden, Prolog, der einen etwas überrumpelt und die Frage aufwirft, ob die vermittelte Information nicht auch auf andere Weise im Roman verarbeitet werden konnte, braucht der Roman einige Seiten, um den Leser vollkommen gefangen zu nehmen, weiß dann aber zu überzeugen. Dabei ist Abrahms Sprache kurz und prägnant. Ab und zu frönt der Autor auch einmal einem ausschweifenderen, “sinnlicheren” (im Bezug auf farbige Umschreibungen) Erzählstil, meist dominiert eine, vor allem einfach zu lesende, Sprache ohne den fantasy-üblichen “Protz”.
Die Idee von einer Gesellschaft, die zum Kommunikation sehr viele Gesten verwendet ist zwar gut und originell, wird jedoch leider nicht konsequent vom Autor ausgearbeitet. Zum einen stellt sich die Frage, warum die Gesten in dieser Gesellschaft so wichtig sein sollen, dass jede Aussage auch meist von einer entsprechenden Geste unterstützt wird, wenn die Menschen doch ansonsten keine Probleme haben, sich verbal zu artikulieren…. Dieses Element wirkt etwas unschlüssig., was aber auch daran liegt, dass der Autor es sich etwas zu einfach macht. Meist steht dann am Ende eines Absatzes nur “Er machte eine bestätigende aber auch missbilligende Geste” - wie diese Zeichensprache auszusehen hat, wird beinahe nie erwähnt. Natürlich will man gerade auch beim Lesen seine eigene Fantasie benutzen, hier schien dem Autor aber eher an Ideen zu mangeln.
Die Andaten, auf deren “Zauberkraft” die große wirtschaftliche Macht der Stadt Saraykaht zum großen Teil beruht sind noch so eine interessante Idee und heben den Roman aus der Masse der Fantasie-Geschichten ab. Auch liegt in diesen mystischen Gestalten Potential für die folgenden Bände der Reihe, denn nur ab und zu erfährt der Leser ein wenig über die Andaten.
Großes Augemerk liegt auf der Entwicklung der Charaktere. Hier muss man den Autor loben: die Personen des Romans sind fein herausgearbeitet. Einige Widersprüche, Ecken und Kanten geben den Personen genug Interessantes, um auch über diesen Roman hinaus für Spannung zu sorgen und den nächsten Band ins Auge zu fassen. Wobei der Roman jedoch abgeschlossen wirkt und noch offen steht, ob der zweite Band/die Serie überhaupt durchweg von den selben Charakteren erzählt.

Eine weitere farbige Nuance des Romans stellt das asiatische Flair dar, was sich deutlich von der Fantasy - Alltagsmasse abhebt. Wer genug hat von Völkerromanen oder klassischen High-Fantasy Epen, der sollte einen Blick auf diesen Roman werfen.

Daniel Abrahams Erstlingswerk (und gleichzeitig auch Start der auf vier Bände angelegten “die Magischen Städte”-Reihe) bietet dem Leser einige gute Ideen, sprachlich kompetent in einem chrakterorientierten , etwas actionarmen, Roman umgesetzt.

Das anspruchsvoll schöne Design des Umschlags bekommt von mir auf jeden Fall den Titel Cover des Jahres - endlich mal ein Bild, bei dem sich jemand sichtlich Mühe gegeben hat.