Der Thron der Sieben Königreiche (Das Lied von Eis und Feuer 3) - George R.R. Martin

Während es in anderen Fantasy Zyklen meist um Zauberei, Magie, Drachen und allerlei mythische Völkerschaften geht, handeln Martins Romane vor allem von Gefühlen. Liebe, Sehnsucht, Hass, Gier, Verrat… mit all diesen Begriffen werden emotional aufrüttelnde Bücher oft beschrieben - das Lied von Eis und Feuer verarbeitet diese tiefen Emotionen wirklich, und macht somit über weite Strecken eher den Anschein eines historischen Romans.
Die Fantasy-Elemente tröpfelt Martin eher sparsam dazu. Hier merkt man, dass diese Reihe von Anfang an auf einige Bände angelegt wurde. Gerade der vorliegende dritte Band endet mit einem solchen Appetizer und hebt die Vorfreude und Erwartungshaltungen des Lesers gegenüber dem nächsten Band.
Auffallend ist auch, dass dieser Roman größtenteils von Kindern oder jungen Erwachsenen erzählt. Nachdem im zweiten Band einige der Erwachsenen Protagonisten das Zeitliche segnen mussten, sind die verbliebenen Charaktere sehr jung. Meiner Meinung nach macht der Autor dies durchaus bedacht. Kinder sollen hier Mitgefühl und Beschützerinstinkte wecken, den Leser emotional ansprechen. Mit dem Zwerg “Tyrion” kommt noch ein weiterer scheinbar schwacher und hilfloser Charakter hinzu (der es aber faustdick hinter den Ohren hat). Diese Rechnung gehrt zwar auf, doch trotzdem wünschte man sich den einen oder anderen Erwachsene Charakter für bessere Ausgewogenheit. Hier zeigt sich aber auch die unterschiedliche Sichtweise, die man heute hat. Im Mittelalter waren Kinder nicht gleich Kinder, sondern wurden ja eher als “kleine Erwachsene” gesehen. Schon mit sechs Jahren begann die Ausbildung und ein Achtjähriger hatte sich schon wie ein Erwachsener zu benehmen. - mit diesem Hintergrund wirken diese Figuren durchaus authentisch.
Erwähnenswert ist auch, dass dem Roman, wie der ganzen Serie, die oberflächliche und vereinfachende Gut-Böse Trennung fehlt. Jeder Charakter hat Stärken und Schwächen. Hat gute und schlechte Seiten und handelt ihnen entsprechend, sodass der Leser des Öfteren seine Meinung über eine Romanfigur abändern oder differenzieren muss.
Martin beginnt zwar auch neue Handlungsstränge, dafür werden alte aber etwas vernachlässigt, bzw. finden in diesem Band fast keine Berücksichtigung.
“Der Thron der sieben königreiche” ist ein weiterer toller, spannender und anrührender Teil aus dem “Lied von Eis und Feuer”, der, wieder einmal durch die zweifelhaft sinnvolle Teilung eines Original-Einzelbandes, Appetit auf mehr macht.

Mein Wertung: 87 von 100 Punkten

Das Floss - Stephen Baxter

“Das Floss” ist Stephen Baxters Debut Roman aus dem Jahre 1991. Wie schon der Umschlag verspricht erwartet den Leser hier ambitionierte Hard - Science - Fiktion, die nur wenige Autoren so umsetzen könnten wie Baxters es tut. Zugleich ist der Roman der erste des Xeelee- Zyklus, dem später noch Das Geflecht der Unendlichkeit, Ring, Flux und der Erzählband Vakuum - Diagramme folgten.

Stephen Baxters Xeelee - Zyklus, handelt vom Kampf der Menschheit gegen die übermächtigen, gleichnamigen, Aliens. Wer jetzt jedoch eine Space Opera mit feurigen Raumschlachten, dutzenden verschiedener Alien-Spezies oder ein von den Menschen besiedeltes und fruchtbar gemachtes Utopia erwartet liegt falsch. In Baxters Science Fiction sind Aliens kein Menschenverschnitt mit ungewöhnlichem Äußeren, sondern meist das Fremde, Wesen mit denen man sich nur schlecht verständigen kann und deren Motive und Intentionen nur schwer nachvollziehbar sind.
Alle Xeelee Romane können für sich selbst stehen und haben nur teilweise einen Zusammenhang. Gerade Das Floss hebt sich aus diesem Zyklus deutlich ab, da der Roman kaum Bezug zu anderen Teilen aufweist. Übringens: spielt auch ein jüngerer Baxter-Roman, nämlich “Sternenkinder”, im Xeelee- Universum, auch wenn er vom Verlag einem anderen Zyklus zugeordnet wird. Für alle die noch auf den Abschluss des Xeelee-Zyklus warten: In Sternenkinder nimmt Baxter den letzten Kampf gegen die Xeelee auf.

Hard - Science - Fiction ist das Genre, und wie in diesem Bereich üblich, steht am Anfang die fruchtbare und, für den Roman, entscheidende Frage:
Was wäre wenn ……?
Was wäre, wenn es ein Universum gäbe, in dem die Gravitation eine Million mal stärker ist, als in unserem ?
In diesem Universum sind die einzigen lebensfreundlicheren Bereiche Regionen, die Im Gravitationsbereich kompakter Massen entstehen. In diesen Nebeln bilden sich Sterne am äußeren Rand, Sterne mit einer Lebensdauer von wenigen Jahren, die ihren letzten Weg zum Kern des Nebels antreten um dort von den Gravitationskräften zermamlt zu werden, Die übermächtige Gravitation lässt hier selbst Regen zu einem gefährlichen Bombardement werden.
Nur wenige dieser Sterne fallen nicht in den ultrakompakten Kern, sondern stabilisieren sich, ausgebrannt und zu einem Eisenklumpen geschrumpft auf einer Umlaufbahn um den Kern. Nur dort können die hier lebenden Menschen Eisen abbauen.

In der Umlaufbahn um einen solchen erloschenen Stern liegt die Himmelsmine, auf der der Held des Romans lebt: Rees, eine fünfzehnjährige Waise, dessen Vorfahren seit Generationen in den Eisenminen schuften. Ein typischer Jugendlicher, der bei nackter weiblicher Haut und bei etlichen anderen Gelegenheiten sofort errötet, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht in der Balance zwischen Nähe, einem Dazugehörigkeitsgefühl, und der Distanz einer eigenen Identität. Rees ist ein introvertierter Einzelgänger und Querdenker. Durch den Verlust seiner Eltern, einem Anker der ihn an die Gesellschaft hätte binden können, stellt sich Rees eine Aufgabe; herauszufinden, warum der Nebel stirbt.
Denn das Leben ist hart in den Minen, die Bedingungen werden immer lebensfeindlicher. Von einem einst blauen Himmel kennt Rees nur Geschichten. Heute ist der Himmel in ein kränkliches rot getaucht. Die Luft scheint immer dünner zu werden, Wasser wird wieder und wieder aufbereitet und die Lebensmittellieferungen vom Floss werden nach einem Unfall in den Minen, in folge dessen die Bergarbeiter die Lieferung nicht bezahlen können, immer knapper. Unter extremsten Bedingungen wird hier Eisen abgebaut, das die Bergbauer gegen Lebensmittel eintauschen, die vom fernen Floss kommen, der Heimat der vermeintlichen Oberschicht. Diese Versorgungsgüter werden mit “Bäumen”, pflanzlichen, fliegenden Objekten beliefert.

Nachdem ein Versorgungsbaum am Ring angedockt hat, beschließt Rees mit diesem, als blinder Passagier zu fliehen und das Floss zu erreichen. Dort angekommen stellt er schnell fest, dass auch hier ähnliche Probleme die Menschen bedrohen. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hat sich entwickelt, bestehend aus den Wissenschaftlern, die ihr Wissen streng hüten, und allen Anderen. Als Reinigungskraft muss Rees die Kosten seiner Passage abarbeiten und soll mit dem nächsten Baumschiff zurück zu den Minen gebracht werden. Doch der Junge arbeitet hart und beweist schnell einen scharfen Verstand. Als die Lebensbedingungen auch auf dem Floss härter werden, revoltiert die Unterschicht, reißt die Macht an sich und rächt sich an den eitlen Wissenschaftlern. Rees gerät zwischen die Fronten in einem Kampf ums Überleben.

Wie die Menschen an diesen lebensfeindlichen Ort einst gelangten, bleibt ein offenes Rätsel. Die Nachfahren dieser Pioniere können nur vermuten, dass es ein Unfall war oder vielleicht auch ein absichtliches Eindringen in diesen Raum. Möglicherweise eine Flucht. Doch vor was und wem ? Ideen von riesigen Planeten und Schiffen, die die Menschen vor dem tödlichen Vakuum des Raums schützen sind den Menschen hier fremd.

Baxters Roman ist vor allem eine Homage an die Naturwissenschaft, genauer an die wissenschaftliche Denkweise, an die ursprüngliche Neugier in uns allen, die der Alltag nur allzu schnell abtötet, an die Beharrlichkeit sich nicht mit plakativen Phrasen abzugeben, sondern die Wahrheit zu suchen. Durch seinen Mentor Hollerbach, einen Wissenschaftler auf dem Floss, lernt Rees hinter die Dinge zu sehen und mithilfe theoretischer Überlegungen und empirischer Beweise die Wahrheit über das Schicksal des Nebels herauszufinden.

Das Floss ist nicht nur ein aufgrund seines Fantasiereichtums, der flotten Handlung und dem logischen Spannungsbogen ein beeindruckender Debut-Roman, er legte auch die Basis für die steile Karriere Baxters, der zu den eifrigsten Science-Fiction Autoren der Gegenwart zählt. Dabei geht Baxter seine eigenen Wege weit ab so manch anderer Vielschreiber.

Konsequent ist Rees Universum von der Idee bis zum fertigen Roman durchdacht. Baxter spielt virtuos mit den Naturgesetzten, die er voraussetzt und fesselt den Leser mit seiner Erzählweise. Sicherlich ist sein Schreibstil in diesem Roman noch nicht so ausgefeilt, wie in späteren Werken. Die Charaktere wirken dabei jedoch glaubwürdig, ohne dass der Autor in die (psychologische) Tiefe geht, was auch bei einem Hard-SF- Roman nicht unbedingt zu erwarten ist. Die Handlung schreitet flott voran, übermäßigen Detailreichtum in der Beschreibung und Szenen die für die Handlung unwichtig sind, findet man kaum.

Mit seinen etwas über dreihundert Seiten ist das Floss ein bescheidener und kompakter Romanerstling, in dem uns eine fantasiereiche Geschichte, flüssig erzählt wird. Vor allem genial durchdacht und dabei fesselnd erzählt.

Die Nacht der Elfen - Jean Louis Fetjaine

Nachdem am Ende des ersten Bandes der “Elfentriologie” klar geworden ist, dass man es hier wieder einmal mit einer Verarbeitung der Artus Sage zu tun hat, strickt Fetjaine sein nicht ganz so fantastisches Garn in dem zweiten Band weiter. Das Buch behandelt die Vorgeschichte der Artus Sage und kann, um gleich vorweg zu greifen, genauso wenig überzeugen wie sein Vorgänger. Wieder liegt es nicht unbedingt an der Sprache des Autors, nein, diese ist durchaus gefällig und absolut passend farbig und bombastisch für einen Fantasy-Roman, vielmehr sind es wieder einmal die Charaktere, die in mir keine Zuneigung oder Mitgefühl wecken. Obwohl die Grundhandlung durchaus spannend ist, krank alles an den schwachen Hauptfiguren. Der Autor erzählt eine Fantasy-Geschichte voller bekannter Rassen; Feen, Zwerge usw. Bei diesen ist es noch verständlich, dass man als Leser Schwierigkeiten mit ihrer Perspektive oder ihren Werten hat, doch leider ist es genau das gleiche mit den Menschen. Gerade hat ein Charakter die Aufmerksamkeit des Lesers gewonnen, da wird jede aufkommende Sympathie mit einer Gewaltszene zunichte gemacht. Handlungen und Motive sind für mich nur selten nachvollziehbar und wirken gestellt, nach dem Motto “so muss das eben in einer Fantasy-Geschichte sein”. Anderen Entscheidungen fehlt die Substanz einer längeren Einleitung, einer Entwicklung.
Leider machen nur die beschiedenen 270 Seiten des Romans dem Leser Hoffnung; nämlich dass es ja bald vorbei ist……

Der Schöpfer der Ewigkeit (Sol-Zyklus 1)- Wil McCarthy

Eigentlich sieht es zu Anfang alles nach einer altbackenen, Standard Story aus, die schon in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts keinen vom Sockel gehauen hat; in einem zukünftigen Utopia leben die Menschen in Frieden und Überfluss. Der Tod ist besiegt, die technischen Möglichkeiten scheinen Unbegrenzt. Das alles hat die Menschheit vor allem dem genialen Geist eines Wissenschaftlers zu verdanken, der wie sollte es anders sein, ein eine Liäson mit der atemberaubend schönen Königin dieses Utopias hat. Als ein Mord geschieht muss sich unser Held “Bruno” einem verrückten Wissenschaftler stellen und auch um die Gunst der schönen Königin kämpfen….
Doch irgendwie kommt alles anders und das wird dem Leser schon ab der ersten Seite dieses außergewöhnlichen Romans klar. “Bruno” ist ein exzentrischer Wissenschaftler, dessen unkonventionelle Art einen immer wieder in Staunen versetzt. Kautzig und absolut liebenswert kommt der Hauptcharakter des Romans daher und führt einen durch eine ebenso überraschende, unkonventionelle Story. Oft stößt man an die Grenzen seiner Vorstellungskraft - genauso gehört es sich für einen guten Science-Fiction Roman, denn schließlich sieht sich der ambitionierte SF Autor der überwältigenden Aufgabe gegenüber sich das Unvorstellbare vor zu stellen und zu allem Übel auch noch lesbar aufzubereiten. Sie sozialen Dilemma, die sich aus der beinahe Allmacht der Menschheit ergeben bearbeitet der Autor vorzüglich und führt sie auch in den Folgebänden unterhaltsam weiter.
Die technisch-wissenschaftlichen Voraussetzungen der Zukunft scheinen genauestens durchdacht, das beweist vor allem der umfangreiche Anhang, den ich nur Ansatzweise verstanden habe…..
Hier präsentiert Will McCarthy dem willigen SF Leser eine tolle Story, eine atemberaubende Zukunftsvision. Geheimtipp !

Der Schatten erhebt sich - Robert Jordan (Das Rad der Zeit 4)

Irgendwie fühlt man sich wie zu Hause:
Es ist doch immer wieder schön zu einem Buch einem seiner Lieblingsautoren zu greifen. Schließlich weiß man was man an ihm hat .Der bekannte Sprachstil, die vertrauten Helden erleben neue Abenteuer in den vom Autor festgesteckten Grenzen, was die Handlung betrifft. Der eine oder andere Splen der Charaktere ist immer für ein Lächeln gut….
Doch das Problem bei Robert Jordan ist, das er zwar einen wunderschönen ausschweifenden Stil hat, mit Dutzenden von Details und Feinheiten, diese aber oft überhand nehmen. Das stört vor allem dann, wenn, wie z.B. im ersten Band des “Rad der Zeit”, in jeder Gaststätte Musik gespielt wird und Jordan erklärt, das jenes Lied in diesem Land “die Hirtin und der Backfisch” und in einem anderen “das Schaf des Backfischs” heißt. Das ist natürlich nur ein Beispiel….. In diesem Band nervt vor allem der nicht enden wollende Geschlechterkampf. Die Zwistigkeiten nehmen irgendwann überhand und als Leser möchte den Protagonisten irgendwann raten, vielleicht ein Mönchsgelübde abzulegen, damit mal wieder etwas unvorhersehbarer Schwung in die Geschichte kommt.
Tatsächlich hat diese Buch nur wenige Überraschungen für mich parat. Erst nach dreihundert klein beschrifteten Seiten nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf, ebbt dann aber bald wieder ab.
Einen Zyklus wieder “Das Rad der Zeit “ zu lesen hat für mich oben erwähnte Vorteile, wie lange jedoch solche nicht enden wollenden Banalitäten erträglich sind, wird sich in den folgenden Bänden zeigen.
Fazit: Für Fans ……….

Ausgebrannt - Andreas Eschbach

Der Autor Andreas Eschbach ist nicht nur ein Vielschreiber, er hat sich vor allem in verschiedensten Genres, rund um Phantastisches, bereits profiliert. Neben Science Fiction schreibt er auch Phantastische Jugendliteratur und Thriller. Ausgebrannt ist ein Seitenstarker Thriller in “eine Billion Dollar” Manier, in dem viele Jahre der Haupthandlung vergehen.
Stilitisch ist es ein interessanter Kunstgriff, die Handlung in der “Gegenwart” zu beginnen und durch Rückblenden dem Leser zu erzählen, wie es soweit kam. Später “überholt” die Handlung die Gegenwart und dringt in die umbenannten Gefilde der Zukunft vor. In den letzten Kapitel wagt Eschbach sogar den Blick in einer Jahrzehnte vor uns liegende Welt - ohne Öl.
Öl ist auch das Hauptthema des Romans. Beeindruckend, wie Eschbach alle Facetten der Wirtschaft durchleuchtet und dem Leser die Brisanz vermittelt. Bei dieser Lektüre lernt man einige Menge - keine Frage. Leider ermüdet das Thema aber auch, vor allem weil man es hier mit einem beinahe achthundert Seiten starken Wälzer zu tun hat. Man wünscht sich doch noch den einen oder anderen Schwerpunkt. Die Charaktere sind zwar glaubwürdig, doch der Leser erfährt einfach zu wenig aus ihrem Leben jenseits der Heizölrechnung.
Auch die Handlungsfäden sind meiner Meinung nach zu naiv verwoben. Der Zufall beherrscht weite Teile der Handlung. Teilweise laufen die Handlungsfäden auf kroteske Weise wieder zusammen und die geschichtlichen Rückblenden, die kaum im Zusammenhang mit dem eigentlichen geschehen stehen, wirken manchmal etwas paranoid. Diese sind nur mit Vorsicht zu genießen und eher etwas für eingefleischte Verschwörungsfans.
Trotz dieser Minuspunkte liest sich das ganze sehr unterhaltsam und ist auch wirklich spannend. Aufgrund Eschbachs intensiver Recherche zu Hintergründen des Themas allemal lehrreich und von der Grundstimmung her als deprimierend zu bezeichnen. Am Ende des Buches ist man als Leser versucht, bei allem was man tut, nach dem Verbrauch unwiederbringlicher Rohstoffe zu fragen.
Wieviel Energie verbraucht eine Buchrezension ? L

Das Schwert von Karthago - Gisberts Haefs

Das Schwert von Karthago ist ein historischer Kriminalroman und eine Art Fortsetzung von “Das Gold von Karthago”.
Eine der Stärken des Romans ist der ungewöhnliche Schauplatz: das antike Karthago mit seiner fremden eigenständigen Kultur, Hauptstadt eines großen Reiches und reiche Handelsmetropole. Dem zur Weltmacht strebenden Rom war der reiche Nachbar ein Dorn im Auge und nach drei verlustreichen Kriegen und der Demütigung durch Hannibals Krieg auf römischem Gebiet wurde Karthago letztendlich von den Römern völlig zerstört. Tausende Bewohner getötet und der Rest in die Sklaverei verkauft. Außer einigen bösen Gerüchen über Menschenopfer des alten Baal Kultes ist von der ursprünglichen punischen Kultur nicht viel übrig geblieben. Auch dies greift der Autor in den ersten Seiten des Romans auf.
Besonders Haefs Sprache ist bemerkenswert. Überraschende Ausdrücke, verdrehte Redewendungen und eine Menge Wortwitz prägen die Dialoge und lassen sie frisch und überaus innovativ wirken. Zwar stellt sich die Frage, ob es realistisch ist, dass die meisten Hauptcharaktere sich diesem außergewöhnlichen Sprachstil bedienen, doch den Leser wird das wenig stören, denn Haefs Sprache bringt immer wieder frischen Wind in die muffige Sprachbude historischer Romane. Abgedroschene Phrasen zeigen unter der Feder des deutschen Autors ein überraschend neues Gesicht. Oft fragt man sich, warum nicht alle so frisch daher reden, wie die Charaktere in diesem Roman. Hier wird einem eine lebendige und farbenreiche Sprache vermittelt, die man so schnell nicht vergisst.
Die Beziehungen der Hauptcharaktere untereinander werden immer wieder neu definiert und machen die Personen des Romans interessant und facettenreich. Eine weitere Stärke des Autors.
Die Story ist interessant, jedoch nicht gerade ungewöhnlich. Ein Ermittler muss einen Mordfall an einem Ratsmitglied aufklären und gerät in ein Netzwerk verwickelter Intrigen. Es geht um Macht, Gier, Rache. Das alles ist nicht neu.
Unter Strich also trotzdem ein toller historischer Krimi für alle die mal wieder über die deutsche Sprache staunen möchten……

Der Antares Krieg - Michael McCollum

Military-Science-Fiction ? Was hat man da zu erwarten ? Gigantische Raumschlachten, ein interstellares menschliches Imperium, dass sich wagemutig einer bösartigen außerirdischen Zivilisation stellt ? Reichlich Helden Mythos, militärischen Pathos, martialische Charaktere, die nur ihre Ehre im Sinn haben ? Und das alles auch noch von einem amerikanischen Autor ? Ob das gut gehen kann…..
Es kann !
Doch erst einmal von vorne:
Für seine Antares-Trilogie hat sich Michael McCollums eine interessantes Regelwerk zurechtgelegt; interstellare Reisen sind nur über den Eintritt in “Faltpunkte” möglich, das sind festgelegte Orte in Sonnensystemen, die durch eine Gravitationsverwerfung entstehen und Sonnensysteme verbinden. Der besiedelte Bereich des menschlich besiedelten Weltalls ist durch solche Faltpunkte, miteinander verbunden, die den reisenden oft nur über Zwischenstationen an sein Ziel führen. Zu große Bereiche des Weltalls gibt es gar keine Faltpunkt-Verbindung, sie bleiben unerforscht. Als Der Riesenstern Antares erlischt verschwinden auch die Faltpunkt Verbindungen der besiedelten Welt Alta. Der Planet bleibt für über hundert Jahre von der restlichen menschlichen Hegemonie abgeschnitten. Dies scheint sich geändert zu haben, als ein fremdes Raumschiff im System Altas auftaucht. Ein Schiff des Planeten macht sich auf die Reise um das fremde Schiff abzufangen. Das Abenteuer beginnt…..
….. und erzählt dem gewillten Leser über drei ca. 300 Seiten starke Bände eine spannende Story, die die eine oder andere Überraschung parat hat, jedoch nie allzu kompliziert wird. Einfach, übersichtlich, meist gradlinig, sind Begriffe, die einem für eine Beschreibung der Story zuerst einfallen. Das ist jedoch nicht schlecht. Es gibt nur zwei Hauptchraktere deren Erlebnisse der Leser verfolgt. Nur selten weicht McCollum auf einen anderen Charakter aus und das auch nur um Dinge erzählen zu können, zu denen seine Hauptcharaktere keinen Zugang haben. Das macht diese Story so unkompliziert, die Romane aber auch süffig lesbar. Auch die Liebesgeschichte entwickelt sich relativ unkompliziert und zeigt zwei liebenswerte Charaktere in einer meist unblutigen Handlung. Alles in allem eignet sich diese Trilogie somit auch für jüngere Leser.
Die oben angesprochenen Befürchtungen erfüllen sich so gut wie gar nicht. Jeder Band enthält nur eine größere Raumschlacht und gerade der Dritte befasst sich eingehend mit den Gründen, für den Konflikt zweier so verschiedener Spezies.
Erstaunlich ist der zeitliche Abstand, in dem die Bücher verfasst wurden: 1986/1987 und 2003. Dabei schließt die Handlung von Band drei direkt an die des zweiten Bandes an.
Unterm Strich eine interessante Geschichte. Absolut lesenswert !

Sternennebel - Adam Roberts

Der Konflikt ist vorgezeichnet, als sich in Raumschiff mit Siedlern auf den Weg zu einem scheinbar erdähnlichen Planeten macht, denn die sehr unterschiedlichen Gruppen, die sich auf diese Reise begeben, sind schon von Anfang an in verschiedenen Wohnmodulen untergebracht und grenzen sich so von einander ab. Unter den Siedlern befindet sich eine anarchistische Partei, die schnell in einen Konflikt mit einem totalitären Regime tritt. An dem anfänglichen Missverständnis entzündet sich ein Konflikt, der erst auf dem neuen Planeten mit der vollen Härte eines Krieges entflammt, und zu allem Übel ist diese Welt nicht das Paradies, das sie zuerst zu sein schien……
Wie bereist die Geschichte Amerikas zeigt sind die heroischen und wagemutigen Männer und Frauen, die den ersten Schritt in eine neu Welt wagen nicht unbedingt nur heroisch und wagemutig, sondern oft auch einfach nur auf der Flucht, vor der Unterdrückung in ihrer Heimat.
Der Roman ist durchweg in der Ich-Perspektive zweier Menschen erzählt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen der ignorante Anarchist, zum anderen der machtbesessene Diktator, der seine “Tagebücher” zur Propaganda nutzt. Ein ungewöhnliche und erfrischende Erzählweise !
Zuerst liest sich dieser Roman sehr humorvoll. Die Charakterzüge der Protagonisten sind auf satirische Weise ins Extrem verzerrt und über lange Strecken sehr witzig zu lesen. Später wird es dann etwas heftiger, der Humor wird dann von Action abgelöst, bzw. verwandelt sich in Sarkasmus in den Berichten der “Erzähler“.
Der deutsche Titel “Sternennebel” legt nahe, dass die verantwortlichen Mitarbeiter des Verlags in dem Moment der Namensgebung benebelt waren. Den Original Titel “Salt” zu übersetzen wäre zumindest interessanter und auch griffiger gewesen. Also Liebe Verlage: Langenscheidt -Wörterbuch besorgen und los geht’s - dann geht auch der Sinn eines Titels nicht verloren ;-)
Nach der Lektüre will man ausnahmsweise dem Klappentext einmal glauben, der einen darüber informiert, dass der Autor eine beachtenswerte neue Stimme in der Britischen Science-Fiction ist. Adam Roberts präsentiert mit Sternennebel einen tollen Science-Fiction-Roman, voller guter Ideen, Humor und tiefgründigen Gedanken und einer außergewöhnlichen Erzählweise, der sich sehr gut liest und weder zu kurz noch zu lang ist. Mehr !!

Venuswurf - Tanja Kinkel

Im Jahre sieben nach Christus, herrscht der Imperator Augustus nun schon so lange über das Römische Reich, dass viele sich an gar keinen anderen Herrscher erinnern können. Ein ganze Generation kennt nur den “Princeps” an der Spitze. Einige wenige erinnern sich, eher ungern, noch an die langen Jahre des Bürgerkriegs.
Zur Zeit des Romans ist Augustus schon ein alter Mann. Er tut alles um seine Nachfolge zu sichern und einen weiteren verheerenden Bürgerkrieg zu verhindern. Hinter dem, schon zu Lebzeiten göttlich verehrten Herrscher, steht Livia seine Frau, die geschickt im Hintergrund die Fäden zieht.
Auf der Suche nach einem besseren Leben in Rom, kommt die Zwergin Tertia in den Haushalt von Augustus Enkelin Julilla. Dort muss sie sich behaupten, immer ein Ziel vor Augen: Die Freiheit, denn als Sklave kann man nur darauf hoffen, sich irgendwann frei kaufen zu können oder von seinem Besitzer für besondere Verdienste oder Treue die Freiheit geschenkt zu bekommen. Die Verwicklungen im kaiserlichen Rom sind komplex. Brenzlig wird Tertias Situation durch die Tatsache, dass ihre Herrin Julilla sich keineswegs mit ihrer bescheidenen Rolle zufrieden geben will und ihrem Großvater das Exil ihrer Mutter nicht verzeihen kann. Tertia soll für ihre Herrin spionieren und wird auch von Livia, der Frau des Herrschers, als Spionin angeworben und dann ist da auch noch der Sklave und Zwerg Julillas Conopas, dessen Loyalität immer fragwürdig bleibt.
Der Roman ist fast ausschließlich aus der Perspektive Tertias geschrieben. Nur an wenigen Stellen wechselt die Autorin zu einer anderen Person, was meist eher verwirrend wirkt, da diese kurzen Ausflüge auch schnell wieder vorbei sind. Die eingegrenzte Perspektive des Romans ist eine seiner, eher spärlichen, Schwächen.
Großes Augenmerk wird auf die Charaktere des Romans gelegt. Eine stattliche Anzahl nicht nur glaubwürdiger, sondern äußerst markanter, denkwürdiger Personen warten auf den Leser, die man so schnell nicht wieder vergisst. Sämtliche Schicksale und Handlungen sind dabei stets nachvollziehbar.
Beeindruckend ist auch der lesenswerte Anhang, der einen über Sitten, Lebensumstände und einiges anderes Wissenswerte über das Rom der Zeitenwende informiert. Tanja Kinkel ist sichtlich um historische Genauigkeit bemüht, das merkt man auch während der Lektüre. Trotzdem nehmen die Informationen am Rande nie überhand und fügen sich lesbar in die Handlung ein.
Aufgrund des Hauptcharakters mangelt es dem Roman ab und zu an etwas Action, das hätte die Geschichte sicher noch etwas aufgelockert. Jeder Geschichtskundige Leser ahnt zumindest, wohin die Intrigen Julillas führen werden, etwas vorhersehbar kommt die Handlung also doch daher. Das Ende ist jedoch wieder spannend zu lesen und nicht ohne die eine oder andere Überraschung.
Ein interessantes, lesenswertes Buch, dem es manchmal etwas an Schwung und der Umfassenden Perspektive mangelt. Voller interessanter Dialoge und mit absolut liebenswerten kleinen und großen Helden.

Ernte den Sturm (Star-Trek-Vanguard 3) David Mack

Fantastisch ! Wenn ein Roman zu einer TV Serie schon überdurchschnittliches Niveau erreicht ist das eine Überraschung, hier jedoch präsentiert David Mack einen absolut hervorragenden Science Fiction Roman, der alles hat.
Besonders Macks superbe Sprache beeindruckt von der ersten bis zur letzten Seite und schwingt sich bei den Schilderungen der Shedai in ungeahnte Höhen. Gerade in diesem Punkt hebt sich dieser Band von dem zweiten der Reihe ab. Hat es das Autorengespann Dilmore/Ward doch mit Teil zwei gerade einmal geschafft die Handlungsstränge am Leben zu halten und irgendwie in den dritten Teil hinüber zu retten. Vieles ist im zweiten Teil nur Massenware und stupide Fortsetzung der vielfältigen Handlungsstränge, auch die sprachlichen Fähigkeiten der Autoren haben mich enttäuscht und bleiben weit hinter denen Macks zurück..
Ernte den Sturm ist deutlich actiongeladener als Band eins und zwei und wirkt daher anders als Macks erster Band. Dadurch, dass wieder viele Handlungsstränge verfolgt werden und jeder viel Action enthält, schwächt sich diese etwas ab. Ein Kontrapunkt durch eine “ruhigeren” Handlungsstrang hätte hier sicher für Abwechselung gesorgt. Die komplexen Intrigen und Verschachtelungen der Handlung gehen manchmal etwas unter, das ist aber auch einer der wenigen Kritikpunkte bei diesem phänomenalen Roman.
Die Ausgabe des Cross Cult Verlags ist nett anzusehen. Das Papier griffig und liegt, für alle haptisch Veranlagten ausgedrückt, “gut in der Hand”. Lediglich die Schriftart gefällt meinem Auge nicht. Besonders die Kursivschrift ist eher als hässlich zu bezeichnen. Dazu kommen noch auffallend viele Schreibfehler im Text. Anhänge mit Interviews der Autoren etc. finde ich persönlich immer interessant zu lesen.
Bei den letzten Seiten merkt man, dass die Serie nicht mit diesem Roman endet. Vieles bleibt offen und lässt auf weitere Romane um die Raumstation Vanguard hoffen - ich bin dabei !

Stadt der goldenen Schatten (Otherland-Zyklus 1) - Tad Williams

Stadt der goldenen Schatten (Otherland-Zyklus 1) - Tad Williams

Im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert wandeln die Menschen in einem virtuellen Universum, das sowohl Informations- und Kommunikationsquelle, als auch schlichter Zeitvertreib ist. Ähnlich dem Internet ist diese weltumspannende Netzwerk, in das man sich körperlich mithilfe selbtkreierter “Sims” einloggen kann, angelegt.
Als ihr Bruder in ein mysteriöses Koma fällt, stellt die Hochschuldozentin Irene (“Renie”) Nachforschungen an, unterstützt wird sie dabei von einem ihrer Schüler, dem kleinen Buschmann !Xabbu und dem ewig nörgelnden, Alkoholiker-Vater. Gleichzeitig muss die kleine Christabel für einen freundlichen alten Mann im Rollstuhl eine wichtige Mission unternehmen, wandert der gedächtnislose Paul durch ein Netzwerk haarsträubend fantasiereicher Welten und versucht der 14 Jährige Orlando mit seinem Freund Sam, hinter das Geheimnis einer goldenen Stadt zu kommen…….

Die Frage wer besser zum anderen passt Tad Williams zu Otherland oder Otherland zu Williams ist so müssig wie die Frage, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei. Bei diesem Buch- diesem Zyklus hat der richtige Autor zum richtigen Zeitpunkt das richtige Thema angefasst.
Es stimmt beinahe alles. Viele Charaktere in einer spannenden, nervenaufreibenden Handlung, interessante Welten, eine wichtige Mission zur Rettung der Zukunft….
Dabei ist der Roman auch (oder vielleicht sogar speziell?) für ein jüngeres Publikum angelegt. Von wenigen Gewaltszenen abgesehen, kann man das Buch auch sicher schon ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen.
Williams versucht sich sprachlich auf die Welt im fortgeschrittenen 21 Jahrhundert anzupassen und erfindet eine Reihe neuer Begriffe und Schimpfworte, deren Bedeutung man aus dem Kontext immer erahnen kann. Die Sprache ist neu lebendig und der Story stets dienlich. Dazu kommt noch dass der Autor sich sprachlich den verschiedenen handelnden Personen so genial anpasst, dass man nur staunen kann. Beinahe perfekt !
Bedenkt man, dass dieser erste Teil der Otherland Reihe schon 1996 veröffentlicht wurde, wird die Leistung des Autors noch deutlicher. Es wird jedoch nicht von einem schlichten Internet erzählt, dass die Menschen, so wie der Leser gerade, lediglich optisch erfassen, sondern von einer virtuellen Welt, die auch andere Sinne anspricht.
Ein kleiner Mangel ist vielleicht die, für einen Roman dieser Seitenstärke, doch etwas zu geradlinig verlaufende Story. Viele Thriller-Autoren hätten die Story auch auf 400 Seiten erzählen können. Williams ausufernde Sprache hat jedoch einen hohen Wiedererkennungswert. Wer zu Tad Williams greift, will auch eine Story so erzählt bekommen, bzw. sollte wissen was auf ihn zukommt.
“Otherland” ein wahnsinniger Trip der Fantasie. Eine episch umfassende Weltenschöpfung voller Personen, die sich in das Gedächtnis des Lesers tief einbrennen. Voller fantastischer Orte, unglaublicher Szenen, kurzem eine fast perfektes Buch, das für mich zu den absoluten Meisterwerken fantastischer Literatur zählt.
“Mega scännig. Echt. Da gehste nich so schnell ex.” Wie es der Autor vielleicht einem seiner Charaktere in den Mund legen würde……

Sommer der Zwietracht - Daniel Abraham

Der junge Dichter(Azubi) Maati hat es nicht leicht, sein Meister ist der große Dichter der Metropole Saraykeht, der im ewigen Zwist mit seinem Andaten Samenlos liegt. Dieser ist ein “in ein willenbegabte Gestalt“ gebrachter Gedanke des Dichters - eine Art personifizierte Charaktereigenschaft, aufgrund dessen besonderer Zauberkraft die Macht der wohlhabenden Stadt basiert ……. Anat ist die Buchhalterin des größten Hauses der Stadt, muss aber nach dem sie ein Geheimnis erfahren hat, fliehen….. Auch Otah befindet sich auf der Flucht, denn er hat seine Ausbildung zum Dichter abgebrochen und muss sich nun selbstständig ein einer harten Welt ein eigenes Leben aufbauen….. Liat hat sich in den Arbeiter Itani verliebt, doch kann ihre Liebe zu einem niederen Angestellten bestand haben?……….

Bei “Sommer der Zweitracht” geht es um eine Intrige, in einer der großen Städte, genannt “Saraykaht”. Eine konkurierender Rat, will die wirtschaftliche Macht der Stadt brechen und fädelt eine Intrige ein…. Dabei werden die Schicksale der Personen des Romans geschickt mit diesen Ereignissen verwoben., ohne dass dies gestellt wirkt.

Nach einem etwas verwirrenden, weil schnell zeitlich fortschreitenden, Prolog, der einen etwas überrumpelt und die Frage aufwirft, ob die vermittelte Information nicht auch auf andere Weise im Roman verarbeitet werden konnte, braucht der Roman einige Seiten, um den Leser vollkommen gefangen zu nehmen, weiß dann aber zu überzeugen. Dabei ist Abrahms Sprache kurz und prägnant. Ab und zu frönt der Autor auch einmal einem ausschweifenderen, “sinnlicheren” (im Bezug auf farbige Umschreibungen) Erzählstil, meist dominiert eine, vor allem einfach zu lesende, Sprache ohne den fantasy-üblichen “Protz”.
Die Idee von einer Gesellschaft, die zum Kommunikation sehr viele Gesten verwendet ist zwar gut und originell, wird jedoch leider nicht konsequent vom Autor ausgearbeitet. Zum einen stellt sich die Frage, warum die Gesten in dieser Gesellschaft so wichtig sein sollen, dass jede Aussage auch meist von einer entsprechenden Geste unterstützt wird, wenn die Menschen doch ansonsten keine Probleme haben, sich verbal zu artikulieren…. Dieses Element wirkt etwas unschlüssig., was aber auch daran liegt, dass der Autor es sich etwas zu einfach macht. Meist steht dann am Ende eines Absatzes nur “Er machte eine bestätigende aber auch missbilligende Geste” - wie diese Zeichensprache auszusehen hat, wird beinahe nie erwähnt. Natürlich will man gerade auch beim Lesen seine eigene Fantasie benutzen, hier schien dem Autor aber eher an Ideen zu mangeln.
Die Andaten, auf deren “Zauberkraft” die große wirtschaftliche Macht der Stadt Saraykaht zum großen Teil beruht sind noch so eine interessante Idee und heben den Roman aus der Masse der Fantasie-Geschichten ab. Auch liegt in diesen mystischen Gestalten Potential für die folgenden Bände der Reihe, denn nur ab und zu erfährt der Leser ein wenig über die Andaten.
Großes Augemerk liegt auf der Entwicklung der Charaktere. Hier muss man den Autor loben: die Personen des Romans sind fein herausgearbeitet. Einige Widersprüche, Ecken und Kanten geben den Personen genug Interessantes, um auch über diesen Roman hinaus für Spannung zu sorgen und den nächsten Band ins Auge zu fassen. Wobei der Roman jedoch abgeschlossen wirkt und noch offen steht, ob der zweite Band/die Serie überhaupt durchweg von den selben Charakteren erzählt.

Eine weitere farbige Nuance des Romans stellt das asiatische Flair dar, was sich deutlich von der Fantasy - Alltagsmasse abhebt. Wer genug hat von Völkerromanen oder klassischen High-Fantasy Epen, der sollte einen Blick auf diesen Roman werfen.

Daniel Abrahams Erstlingswerk (und gleichzeitig auch Start der auf vier Bände angelegten “die Magischen Städte”-Reihe) bietet dem Leser einige gute Ideen, sprachlich kompetent in einem chrakterorientierten , etwas actionarmen, Roman umgesetzt.

Das anspruchsvoll schöne Design des Umschlags bekommt von mir auf jeden Fall den Titel Cover des Jahres - endlich mal ein Bild, bei dem sich jemand sichtlich Mühe gegeben hat.