Letzte Königreich, das - Bernard Cornwell

Schon lange hat England unter den immer wiederkehrenden Raubzügen der Wikinger zu leiden. Auch Uhtred der Herr der Grenzfestung Bebbanburg erinnert sich noch lebhaft an die Überfälle der barbarischen Nordmänner. Mit allen Mitteln versucht Uhtred seine Söhne darauf vorzubereiten, die Herrschaft über die als uneinnehmbar geltende Festung auszuüben, doch da erscheinen wieder einmal die Masten der Wikingerschiffe am Horizont.
Uhtreds gleichnamiger Sohn ist Held des Romans und erzählt aus der Ich-Perspektive, von seinen Erlebnissen während des großen Krieges der Engländer gegen die Wikinger im neunten Jahrhundert. Als sein unnahbarer, harter Vater während der Kämpfe stirbt, wird der Zehnjährige von einem Wikingerfürsten aufgenommen und wächst unter den Dänen fortan beinahe wie ein Gleichgestellter auf. Doch seine Loyalität gilt nur dem freundlichen Ragnar, der ihn wie einen Sohn aufzieht und als die Kämpfe auch für die Wikinger Niederlagen einbringen, steht Uhtred vor der Entscheidung, wem er weiter folgen soll. Dabei ist es sein einziger Traum die Festung seines Vaters zurückzuerobern, die mittlerweile einer seiner Onkel unrechtmäßig an sich gerissen hat.

Dieses mal belassen es die Dänen nicht bei ihren sonstigen kurzen Raubzügen, sie wollen die Insel erobern und sich dort ansiedeln. Zuerst stellt sich ihnen kein ernst zu nehmender Gegner in dem in viele verschiedene kleine Königreiche aufgeteilten England entgegen, doch dann als sie das letzte der Königreiche erobern wollen, bekommen sie es mit dem listenreichen christlichen König Alfred zu tun……

Das Buch wird als historischer Abenteuerroman beschrieben, dabei sind die Erlebnisse Uhtreds nicht unbedingt abenteuerlicher, als die anderer Figuren in historischen Romanen, vielmehr handelt dieser Roman zum größten Teil vom Krieg. Andere Aspekte des damaligen Lebens, bleiben meist außen vor und auch sonstige Bedürfnisse, Liebschaften der Romanfiguren werden eher am Rande abgehandelt. Krieg, Kämpfe und Schlachtentaktik stehen im Vordergrund.
Hierfür kann sich vielleicht nicht jeder Leser erwärmen, letztlich bleibt dieser Schwerpunkt aufgrund der damaligen Zeit und der kriegerischen Wikinger nachvollziehbar. Auch macht es den Roman, der ja eine fiktive Erzählung eines gealterten Uhtreds, eines stolzen Kriegers des neunten Jahrhunderts darstellt, glaubwürdig.

Die anfängliche Distanziertheit, mit der der Ich- Erzähler von seinen traumatisierenden Erlebnissen seiner Kindheit berichtet verwirrt zu erst. Die Hauptfigur des Romans fühlt sich immer wieder zwischen der Loyalität zu seinen leiblichen Verwandten, seiner Heimat, und der Sympathie, die ein wilder Herawachsender für die ungestümen Wikinger empfindet hin und hergezogen- in interessanter Aspekt des Buches ! Es wird von Menschen und keinen übermächtigen Helden erzählt, wie es z,B, in den Büchern von Rebecca Gable oder Charlotte Thomas oft geschieht.

Der Autor versteht es durch die actionreiche Handlung selbst und durch die Schilderung der Lebensart der Wikinger im Gegensatz zur christlichen Lebensweise der Einheimischen gut, ein interessantes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Bei den Wikinger muss ein Mann sich Respekt, Anerkennung verdienen, während die Christen an die Vorbestimmung durch Gott glauben und Kleriker schon allein aus ihrer Position heraus achten. Der Leser fühlt sich in eine archaischere Zeit zurückversetzt, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Als flüssig erzählter Roman, der durchaus Lust auf mehr macht, auch wenn sich manch einer von einem historischen Roman mehr verspricht, ist “das letzte Königreich” dank intensiver Recherche vor allem ein gut erzähltes Stück (englischer) Geschichte.

Meine Wertung: 85 von 100 Punkten

Club Taschenbuch
Ca. 475 Seiten, Preis € 9,45
94174 0

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