Venuswurf - Tanja Kinkel

Im Jahre sieben nach Christus, herrscht der Imperator Augustus nun schon so lange über das Römische Reich, dass viele sich an gar keinen anderen Herrscher erinnern können. Ein ganze Generation kennt nur den “Princeps” an der Spitze. Einige wenige erinnern sich, eher ungern, noch an die langen Jahre des Bürgerkriegs.
Zur Zeit des Romans ist Augustus schon ein alter Mann. Er tut alles um seine Nachfolge zu sichern und einen weiteren verheerenden Bürgerkrieg zu verhindern. Hinter dem, schon zu Lebzeiten göttlich verehrten Herrscher, steht Livia seine Frau, die geschickt im Hintergrund die Fäden zieht.
Auf der Suche nach einem besseren Leben in Rom, kommt die Zwergin Tertia in den Haushalt von Augustus Enkelin Julilla. Dort muss sie sich behaupten, immer ein Ziel vor Augen: Die Freiheit, denn als Sklave kann man nur darauf hoffen, sich irgendwann frei kaufen zu können oder von seinem Besitzer für besondere Verdienste oder Treue die Freiheit geschenkt zu bekommen. Die Verwicklungen im kaiserlichen Rom sind komplex. Brenzlig wird Tertias Situation durch die Tatsache, dass ihre Herrin Julilla sich keineswegs mit ihrer bescheidenen Rolle zufrieden geben will und ihrem Großvater das Exil ihrer Mutter nicht verzeihen kann. Tertia soll für ihre Herrin spionieren und wird auch von Livia, der Frau des Herrschers, als Spionin angeworben und dann ist da auch noch der Sklave und Zwerg Julillas Conopas, dessen Loyalität immer fragwürdig bleibt.
Der Roman ist fast ausschließlich aus der Perspektive Tertias geschrieben. Nur an wenigen Stellen wechselt die Autorin zu einer anderen Person, was meist eher verwirrend wirkt, da diese kurzen Ausflüge auch schnell wieder vorbei sind. Die eingegrenzte Perspektive des Romans ist eine seiner, eher spärlichen, Schwächen.
Großes Augenmerk wird auf die Charaktere des Romans gelegt. Eine stattliche Anzahl nicht nur glaubwürdiger, sondern äußerst markanter, denkwürdiger Personen warten auf den Leser, die man so schnell nicht wieder vergisst. Sämtliche Schicksale und Handlungen sind dabei stets nachvollziehbar.
Beeindruckend ist auch der lesenswerte Anhang, der einen über Sitten, Lebensumstände und einiges anderes Wissenswerte über das Rom der Zeitenwende informiert. Tanja Kinkel ist sichtlich um historische Genauigkeit bemüht, das merkt man auch während der Lektüre. Trotzdem nehmen die Informationen am Rande nie überhand und fügen sich lesbar in die Handlung ein.
Aufgrund des Hauptcharakters mangelt es dem Roman ab und zu an etwas Action, das hätte die Geschichte sicher noch etwas aufgelockert. Jeder Geschichtskundige Leser ahnt zumindest, wohin die Intrigen Julillas führen werden, etwas vorhersehbar kommt die Handlung also doch daher. Das Ende ist jedoch wieder spannend zu lesen und nicht ohne die eine oder andere Überraschung.
Ein interessantes, lesenswertes Buch, dem es manchmal etwas an Schwung und der Umfassenden Perspektive mangelt. Voller interessanter Dialoge und mit absolut liebenswerten kleinen und großen Helden.

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