Der Thron der Sieben Königreiche (Das Lied von Eis und Feuer 3) - George R.R. Martin

Während es in anderen Fantasy Zyklen meist um Zauberei, Magie, Drachen und allerlei mythische Völkerschaften geht, handeln Martins Romane vor allem von Gefühlen. Liebe, Sehnsucht, Hass, Gier, Verrat… mit all diesen Begriffen werden emotional aufrüttelnde Bücher oft beschrieben - das Lied von Eis und Feuer verarbeitet diese tiefen Emotionen wirklich, und macht somit über weite Strecken eher den Anschein eines historischen Romans.
Die Fantasy-Elemente tröpfelt Martin eher sparsam dazu. Hier merkt man, dass diese Reihe von Anfang an auf einige Bände angelegt wurde. Gerade der vorliegende dritte Band endet mit einem solchen Appetizer und hebt die Vorfreude und Erwartungshaltungen des Lesers gegenüber dem nächsten Band.
Auffallend ist auch, dass dieser Roman größtenteils von Kindern oder jungen Erwachsenen erzählt. Nachdem im zweiten Band einige der Erwachsenen Protagonisten das Zeitliche segnen mussten, sind die verbliebenen Charaktere sehr jung. Meiner Meinung nach macht der Autor dies durchaus bedacht. Kinder sollen hier Mitgefühl und Beschützerinstinkte wecken, den Leser emotional ansprechen. Mit dem Zwerg “Tyrion” kommt noch ein weiterer scheinbar schwacher und hilfloser Charakter hinzu (der es aber faustdick hinter den Ohren hat). Diese Rechnung gehrt zwar auf, doch trotzdem wünschte man sich den einen oder anderen Erwachsene Charakter für bessere Ausgewogenheit. Hier zeigt sich aber auch die unterschiedliche Sichtweise, die man heute hat. Im Mittelalter waren Kinder nicht gleich Kinder, sondern wurden ja eher als “kleine Erwachsene” gesehen. Schon mit sechs Jahren begann die Ausbildung und ein Achtjähriger hatte sich schon wie ein Erwachsener zu benehmen. - mit diesem Hintergrund wirken diese Figuren durchaus authentisch.
Erwähnenswert ist auch, dass dem Roman, wie der ganzen Serie, die oberflächliche und vereinfachende Gut-Böse Trennung fehlt. Jeder Charakter hat Stärken und Schwächen. Hat gute und schlechte Seiten und handelt ihnen entsprechend, sodass der Leser des Öfteren seine Meinung über eine Romanfigur abändern oder differenzieren muss.
Martin beginnt zwar auch neue Handlungsstränge, dafür werden alte aber etwas vernachlässigt, bzw. finden in diesem Band fast keine Berücksichtigung.
“Der Thron der sieben königreiche” ist ein weiterer toller, spannender und anrührender Teil aus dem “Lied von Eis und Feuer”, der, wieder einmal durch die zweifelhaft sinnvolle Teilung eines Original-Einzelbandes, Appetit auf mehr macht.

Mein Wertung: 87 von 100 Punkten

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